Herzlich willkommen auf unserer Internetseite!

Unser Anliegen in Kurzform:
Mit drängender Sorge sehen wir die Zukunft unserer Gemeinden und unserer priesterlichen Berufung. Wir regen in unserer Kirche eine offene Diskussion über die Zukunft unserer Gemeinden und des Priesteramtes an. Wir freuen uns auf alle, die unsere Sorgen teilen und bereit sind, mit uns nach neuen Lösungen zu suchen.

(ausführlicher Text)

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit...

20.01.2024

…der Etablierung synodaler Gremien in der Kirche? 

Im Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ Nr. 96 wurde beschlossen: „Der Bischof hat das Recht und die Pflicht, die Voraussetzungen für ein Glaubensleben zu verbessern, das durch Teilhabe und Teilnahme geprägt ist. Er sollte Kompetenzen fördern und muss deshalb Rechte stärken und schützen. Im Interesse der Einheit der Kirche und der Rechtssicherheit für alle Gläubigen sind Bischöfe gehalten, sich durch Rahmenordnungen zu binden. Sie respektieren die Unabhängigkeit der kirchlichen Gerichte. Auf der Ebene der Diözesen bedarf es synodaler Strukturen, die ein Gegenüber zum Bischof und ein Miteinander mit ihm organisieren. Diese Strukturen werden mit den vorhandenen Gremien und Räten vernetzt und diese im Sinne des synodalen Prinzips überprüft und weiterentwickelt, sodass Transparenz und Kontrolle, Mitberatung und Mitentscheidung gewährleistet sind.“

Vor fast 2 Jahren am 3.2.2022 wurde dieser Beschluss gefasst. Was wurde seitdem in den Diözesen umgesetzt?

  • Wo sind die „Rahmenordnungen“, mit denen der Bischof gehalten ist, sich zu binden?
  • Welche „synodalen Strukturen“ wurden geschaffen und mit vorhandenen Gremien und Räten vernetzt?
  • Wann und wie finden eine Überprüfung und eine Weiterentwicklung „im Sinne des synodalen Prinzips“ statt?

„Transparenz und Kontrolle, Mitberatung und Mitentscheidung“ sind als Ziel definiert. Hier voranzukommen muss ein zentraler Bestandteil der strategischen Ziele des Bistums sein. Ohne eine entsprechende Arbeitsgruppe, die regelmäßig über geplante Schritte, durchgeführte Maßnahmen und Evaluationsergebnisse berichtet, wird es nicht gehen. Ein öffentliches Bekenntnis des Bischofs zu diesem Beschluss (und anderen Beschlüssen des Synodalen Weges) wäre ein Startsignal. Die Papiere einfach in der Schublade verschwinden zu lassen darf keine Option sein!

Christian Ammersbach,

Pfarrerinitiative Würzburg

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit...

29.12.2023

…dem Diakonat der Frau? 

Liest man den Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“, der von der Synodalversammlung am 9. September 2022 beschlossen wurde, dann gibt es kein zwingendes Argument mehr gegen die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. 

Als göttliche Offenbarungsquellen gelten in der römisch-katholischen Kirche das Handeln und Wirken der Person Jesu Christi, das Zeugnis der Heiligen Schrift und die christliche Tradition. Von allen drei Offen-barungsquellen her legt sich ein Diakonat der Frau nahe.

Die Person Jesu Christi
Es war für einen jüdischen Rabbi undenkbar, dass er mit einer Frau in aller Öffentlichkeit über zentrale Fragen des Glaubens ins Gespräch kam. Für Jesus war dies eine Selbstverständlichkeit: vgl. das Gespräch mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4, 1-26). Das erstaunt sogar seine eigenen Jünger: „Sie wunderten sich darüber, dass er mit einer Frau sprach.“ (Joh 4, 27)

Die Heilige Schrift
Paulus erwähnt in Röm 16,1 namentlich eine Frau in ihrer Funktion als Diakonin: Phöbe.
In Röm 16,7 wird die ehemalige Sklavin Junia von ihm sogar als Apostelin bezeichnet. (Vgl. die neueste Ausgabe der Einheitsübersetzung). Damit gäbe es zusammen mit Maria Magdalena (Joh 20,18) schon mindestens zwei Frauen, die zum Apostelkreis gezählt werden müssen.

Die christliche Tradition
Beinahe schon erschlagend sind die Hinweise auf das Diakonat der Frau, das man der Tradition entnehmen kann.

  • Die syrische Kirchenordnung der „Didascalia apostolorum“ aus dem Jahr 220 spricht von einem Diakonenamt der Frau.
  • Das Konzil von Nicäa (325) erwähnt den Titel Diakonin.
  • Im Konzil von Chalcedon (451) wird die Ordination von Frauen zur Diakonin bezeugt.
  • Bis ins 12. Jhd. ist die Weihe von Frauen zur Diakonin in der westlichen Tradition nachweisbar, in der Ostkirche und der orthodoxen Tradition sogar noch länger.

Mit anderen Worten: Selbst von der Tradition her gibt es über einen Zeitraum, der mehr als die Hälfte der Kirchengeschichte umfasst, den Nachweis eines Diakonats der Frau!

Ich kann von daher mehr als nachvollziehen, dass sehr viele Frauen in der römisch-katholischen Kirche zumindest das Amt der Diakonin fordern. 

Zum Priestertum der Frau wäre es dann nochmal ein weiterer Schritt, aber auch in dieser Hinsicht könnte sich die katholische Kirche bewegen. Äbtissinen und Priorinnen haben in ihren Klöstern seit jeher eine Führungsaufgabe, auch in geistlicher Hinsicht. In meinen Augen wäre es denkbar, die Vorsteherinnen von Ordensgemeinschaften zu Priesterinnen zu weihen, damit diese in ihren Gemeinschaften die Eucharistiefeiern leiten können. Das könnte ein Zwischenschritt sein, ohne gleich eine Spaltung der Kirche heraufzubeschwören.

Matthias Karwath, Pfarrvikar im Pastoralen Raum Bad Kissingen

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit...

18.12.2023

Was bedeutet katholisch eigentlich. Im Griechischunterricht habe ich seinerzeit gelernt, dass es „allumfassend, die Welt umspannend“ heißt.

Dann frage ich mich angesichts der Diskussionen um den Synodalen Weg in Deutschland, wie es sein kann, dass manche Bischöfe sich derart dem Dialog entziehen oder dass man aus römischer Sicht den Bemühungen um ein Ringen um die Zukunft der Kirche im „Synodalen Ausschuss“ eine derartige Absage erteilt. Muss man sich nicht aktiv einbringen und mitdiskutieren, muss man nicht dankbar sein, dass Gespräche angestoßen werden, um Wege in die Zukunft der Kirche in Deutschland zu entwickeln. 

Viele Themen des Synodalen Weges liege schon lange auf dem Tisch, vieles wurde schon mehrfach theologisch bearbeitet und der Blick in andere Länder und Kontinente zeigt, dass wir mit unseren Themen in Deutschland nicht alleine dastehen. Bei der Amazonassynode wurde von einer Dreiviertelmehrheit der Synodalen beschlossen, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Wer das ernst nimmt, kann nicht von einem Alleingang der deutschen Kirche sprechen.

Kirche unterliegt meiner Meinung auch einer stetigen Wandlung und Anpassung an die jeweiligen Zeit und Umgebung. Das zeigen mache pragmatische Anweisungen in der neutestamentlichen Briefliteratur, der unterschiedliche Erzählabsicht der Evangelien mit Blick auf die jeweiligen Adressaten der Texte, sowie das in der Apostelgeschichte überlieferte Apostelkonzil. Theologisch sei dann auch die Inkulturation mit angesprochen; so war es immer in der missionarischen Kirche die Frage, wie kann das christliche Glaubensgut in die Kultur der Menschen integriert werden und welche Sitten und Riten werden auch in die Liturgie und Praxis der Kirche übernommen.

So ist es heute unabdingbar danach zu fragen, wie kann unser Glaube lebendig an die nächsten Generationen weitergegeben werden? Was muss sich ändern und was gehört zum unveränderlichen Kern. Lasse ich mich da auf eine gemeinsame Suche im Dialog ein, um gangbare Wege zur finden, oder verweigere ich mich dieser Entwicklung und befeuere damit nur die Negativtendenzen weiter.

Für mich heißt katholisch, den gemeinsam Weg zu suchen, versuchen die Unterschiedlichkeiten zusammenzubinden und eine Vielfalt in der Einheit zu entwerfen. 

Michael Nowak, Pfarrerinitiative Würzburg

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit...

01.12.2023

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit…

…der Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs (und weiterer Leitungsämter)? 

Der entsprechende Handlungstext des Synodalen Wegs zur Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs begründet diese folgendermaßen: „Bei der Bestellung von Bischöfen müssen daher Orts- und Gesamtkirche zusammenwirken, wobei entsprechend der Weichenstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils das Volk Gottes insgesamt als handelndes Subjekt in Erscheinung treten soll. Deshalb ist es dringend notwendig und geboten, das Volk Gottes der diözesanen Ortskirche stärker als bisher an der Bestellung der Bischöfe zu beteiligen.“

Auf Grund der in Deutschland geltenden Konkordate, welche „uneingeschränkt rechtlichen Vorrang vor dem kirchlichen Recht“ haben, schlägt der Handlungstext eine freiwillige Selbstverpflichtung der jeweiligen Domkapitel vor. Sie verpflichten sich, ein vom synodalen Rat der Diözese gewählte Mitwirkungsgremium an der anstehenden Bischofsbestellung zu beteiligen. Diese Mitwirkung beinhaltet ein Mitentscheidungsrecht bei der Erstellung der Kandidatenliste bzw. ein Anhörungsrecht vor der Wahl aus der Kandidatenliste.

In ähnlicher Form hat übrigens der Münnerstädter Kreis, der sich inzwischen aufgelöst hat, in einem Zeitungsinterview einen Vorschlag gemacht bereits anlässlich des altersbedingten Rücktritts von Bischof Paul-Werner Scheele. Inzwischen sind fast 20 Jahre vergangen und es wird höchste Zeit, dass konkrete Handlungsschritte und Regeln aufgestellt werden zur Umsetzung der Beteiligung des Volkes Gottes an der Bischofsbestelllung, auch wenn diese für unsere Diözese aktuell aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ansteht.

Warum aber eigentlich nur beim Amtsantritt eines Bischofs? Auch bei der Neubesetzung eines Leitungsamtes auf Gemeindeebene bzw. im pastoralen Raum durch einen Pfarrer oder einen Gemeindeleiterin könnte und sollte meiner Meinung nach analog verfahren werden. Ein solches Verfahren gibt es bereits in der katholischen Kirche der Schweiz. Dort wird eine Person, die sich um eine Gemeindeleitungstelle bewirbt, in einem Pfarrwahlgremium befragt und, wenn sie geeignet erscheint, bestätigt.

Man kann nun einwenden, dass in der heutigen kirchlichen Situation die Anzahl der KandidatInnen kaum eine Auswahl zulässt. Dennoch befürworte ich eine Vorstellung des/der vorgesehenen Stelleninhaberin vor der Ernennung in einem Pfarrwahlgremium. Dadurch wird beiden Seiten die Gelegenheit gegeben, Übereinstimmung in wesentlichen Fragen oder aber sehr divergierende Ansätze festzustellen und gegebenenfalls eine Bewerbung auch zurückzuziehen oder abzulehnen. Ein solches Verfahren würde die Verantwortung aller Getauften und Gefirmten ernst nehmen und fördern, was ja auch die Pastoral der Zukunft in unserer Diözese beabsichtigt.

Matthias Lotz, Pfarrerinitiative Würzburg

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit...

07.11.2023

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit…

… Macht und Gewaltenteilung in der Kirche? 

Immer wieder einmal fordert Papst Franziskus, wie auch besonders sein Vorgänger Johannes Paul II., einen demokratisch - freiheitliche Staatenaufbau von Ländern ein. Besonders Diktaturen oder Diktatur ähnliche Staatssysteme werden aufgefordert, sich einem demokratische Aufbau ihres Landes zu zuwenden. Demokratie lebt unter anderem auch von einer Gewaltenteilung, wie wir sie in unserem Land kennen. Legislative, Exekutive und Judikative sind von einander unabhängig und in die Hände unterschiedlicher Personen und Leitungen gelegt. Was so selbstverständlich von Staaten gefordert wird, ist innerhalb der römisch katholischen Kirche aber nicht so. Durch das streng hierarchische System, sind alle drei Gewalten in der Hand des Papstes vereinigt. Innerhalb der Diözese sind sie an den Diözesanbischof gebunden. Wenn also Gesetzgebung, Ausführung und Gerichtsbarkeit in einer Hand liegen, kommt das einer Diktatur schon sehr nahe. Nur die strikte Bindung an die christlichen Werte können dies noch verhindern. Besser wäre aber eine Teilung dieser Gewalten an unterschiedliche Organe bzw. Personen innerhalb der Universalkirche oder einer Diözese. So könnte Machtmissbrauch von vornherein verhindert werden. Genau dies beabsichtigt auch der Grundtext zur Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, der von der Synodalversammlung verabschiedet wurde. Wohin uns die fehlende Kontrolle von Macht und die Verschmelzung der drei Gewalten gebracht hat, müssen wir schmerzhaft an dem Missbrauchsskandal erkennen, der unsere Kirche erschüttert und ihr jede Glaubwürdigkeit nimmt. Kontrolle der Machtausübung auf universaler, diözesaner und pfarrlicher Ebene ist unabdingbar, wenn wir eine glaubwürdige Kirche sein wollen. Totale Macht ist auch nicht im Sinne Jesu Christi und seiner Verkündigung des Reiches Gottes. Denn Reich Gottes hat nichts mit Macht zu tun, sondern ist auf Liebe, Barmherzigkeit und Dienen ausgerichtet. Darin muss sich auch die Kirche im Kleinen und Großen messen. Daher ist es wichtig, dass schon auf Pfarreiebene eine Teilung der Gewalt und ein Verzicht auf unbeschränkte Machtausübung geübt wird. Der Verzicht auf das Vetorecht des Pfarrers im Pfarrgemeinderat wäre zum Beispiel so ein klares Bekenntnis zu demokratischen Strukturen und Gewaltenteilung. Wieweit unsere Diözesanbischöfe bereit sind auf einen Teil ihrer Macht zu verzichten und sich den Gremien der Diözese unterzuordnen bleibt abzuwarten. Bisher sehe ich noch keine großen Schritte in diese Richtung, auch nicht bei den Bischöfen, die dem synodalen Prozess positiv gesinnt sind. Jetzt gilt es Stellung zu beziehen, wir ehrlich sie es mit den synodalen Weg und seinen Forderungen meinen. Oder bleibt so manche Beteuerung nur Schall und Rauch?

Joachim Bayer, Pfarrerinitiative Würzburg

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit...

09.10.2023

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit…

… den Priestern? 
Brauchen wir noch Priester? Werden wir in Zukunft überhaupt noch Priester haben?


Meine Gedanken sind gespeist aus dem Papier: Grundtext - Priesterliche Existenz heute – SW 4

Die Zahlen der Priester geht stetig zurück. Die starken Jahrgänge gehen in Pension. Priester legen ihr Amt nieder. Neue Kandidaten gibt es immer weniger. Seit 1990 ist ein Rückgang von 40% zu verzeichnen. Noch verheerender ist der Rückgang der Priesterweihen, seit 1990 83%!

Irgendwann haben wir die Null-Linie erreicht.

Also werden wir in Zukunft wohl keine Priester mehr haben.

Was macht einen Beruf attraktiv?

Hier können wir auf andere Berufe schauen. Es braucht ein klares Arbeitsprofil. Durch Praktika kann man in einen Beruf hineinschnuppern. Viele Studiengänge sind mittlerweile Dual angelegt: Arbeit im Berufsfeld und Studium parallel.

Es wird Wert darauf gelegt, dass die Ausbildung praxistauglich ist.

Zu hinterfragen ist die bisherige Priesterausbildung. Angesichts geringer werdender Kandidatenzahlen erschient eine umfassende Ausbildung aller pastoraler Berufsgruppen vernünftiger und notwendiger. Ebenso ist die Ausbildung in eigenen geschlossenen Instituten zu hinterfragen (SW4, S.17 (29)).


 

Es braucht eine angemessene Professionalisierung und klar definierte Standards. Dazu eine Feedback-Kultur um durch Reflexion und Regulation die Pastoral angemessen gestalten zu können.

Da die Diözesen alle auf Großstrukturen setzen, muss auch gelernt werden, in Großstrukturen zu arbeiten. Dabei wird das Pastoralteam immer wichtiger, was heißt, dass eine Teamfähigkeit Voraussetzung ist (SW4, S.17 (30)).

Dass Priester missbraucht werden und immer mehr Verwalter sind, aber keine Seelsorger mehr, ist unbedingt abzustellen. Der Priester soll Zeichen und Werkzeug für die heilbringende Nähe Gottes sein (SW4, S.24 (42)) und nicht ein Funktionär oder Beamter.

Es braucht Priester, weil Menschen sich nach wie vor Gemeinschaft wünchen (Eucharistie), sich nach Versöhnung sehnen (Beichtkultur), die heilende Zuwendung Gottes erfahren wollen (Krankensalbung) (SW4, S.25 (43)). Das Priesteramt muss deswegen von allem befreit werden, was dem entgegensteht (SW4, S.25 (45)).

Ein Priesterberuf, der ein geistlicher Beruf ist, der davon lebt, dass Menschen sich mit ganzer Hingabe für die Sache Jesu einsetzen, das ist ein Beruf, der auch in Zukunft anziehend sein wird. Zumindest war dies bei mir so. Deshalb bin ich Priester geworden.

Karl Feser, Pfarrvikar Bad Kissingen

Pfarrerinitiative Würzburg

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit...

31.07.2023

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit…

… den wegen Heirat amtsenthobenen Priestern?

„(35) Die Synodalversammlung fordert die Deutsche Bischofskonferenz auf, a) einen intensiven Austausch mit suspendierten und dispensierten Priestern zu pflegen und einer Entfremdung entgegenzuwirken. b) es zu ermöglichen, dass sich dispensierte Priester auf allen Laien offenstehende kirchliche Berufe bewerben können. Die Integration in einen pastoralen Dienst soll wie im erneuerten Dispensreskript möglich sein.“ (Handlungstext „Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung“ beschlossen am 9. März 2023)

Die Forderung ist klar. Auch von einer großen Mehrheit der Bischöfe wurde sie mitgetragen. Nur: Wer fängt an? Ausreden mit dem Hinweis auf Rom kann es hier nicht geben. Das neue Dispensreskript ermöglicht dem Bischof, einen dispensierten Priester in allen Ämtern einzusetzen, die „nicht die heilige Weihe erfordern“. (Kongregation für den Klerus, 25.02.2022)

Ein erster Schritt muss sein, von Seiten des Bischofs bzw. der Diözese, (wieder) den Kontakt zu suchen und „den intensiven Austausch zu pflegen“. Hier ist jeder einzelne Bischof in der Pflicht, solange er die Umsetzung dieses Beschlusses des Synodalen Weges nicht ablehnt. Weiter sollten allen wegen Heirat ausgeschiedenen Priestern je nach Interesse eine Stelle als Seelsorger oder ein anderer kirchlicher Dienst angeboten werden. Zum einen wegen des wertvollen Potentials für die Kirche, zum anderen aber auch um des einzelnen willen und aus Respekt vor dessen Charismen.

Christian Ammersbach,

Pfarrerinitiative Würzburg

Der Synodale Weg: Wie geht es weiter mit...

15.07.2023

Die positive Umdeutung von Pfarrer Dr. Hermann Bockmüll im Würzburger Katholisches Sonntagsblatt 27/2023 von „systemisch - strukturell“ nimmt zum einen nicht die kompetenten Aussagen der Pastoralteologin Schwester Dr. Katharina Ganz ernst; zum anderen verschleiert sie den wirklichen Grund, warum die Treffen des Synodalen Weges scheinbar ihre Wirkung verfehlen.

Eine soziologisch-historische Sicht der Kirche und ihr Werden in der Zeit könnte hier weiterhelfen. Bereits in unserem Studium bei Prof. Dr. Rolf Zerfaß Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurden zwei große Wendepunkte der Kirche aufgezeigt.

Da ist in der frühen Kirche die sog. Konstantinische Wende. Mit ihr wird der Übergang beschrieben von den kleinen Hauskirchen, die verstreut übers Land von Wanderpredigern regelmäßig besucht und spirituell aufgerüstet werden, zu einer amtlich legitimierten, nach den Vorgaben des Römischen Kaisers staatstragenden Großkirche. Diese ist mit verschiedenen Privilegien ausgestattet, übernimmt den religiösen Kult für den Staat und so auch die kultischen Vorbilder, die vormals bei den Römern Heidenpriestern üblich waren.

Öffentliches Ansehen, politische Einflussnahme und wirtschaftliche Absicherung, die der Staat den verbeamteten Priestern und Bischöfen gewährt, gilt es nun zu verteidigen: Wer gibt schon gerne etwas ab, wenn er es doch offiziell haben darf und kann?

Der zweite große Wendepunkt in der Kirchengeschichte ist das Zweite Vatikanische Konzil, beim dem von 1962 bis 1965 bis zu 3.000 Bischöfe der Kirche eine Öffnung hin zur Welt eingeleitet haben, die ganz unterschiedliche Reaktionen ausgelöst haben:

Im sog. „Katakomben-Pakt“ gehen ein kleiner Teil der in Rom tagenden Bischöfe eine Selbstverpflichtung ein, dass sie als arme Kirche mitten unter den Armen das Evangelium verkünden und leben werden. Unter der Leitung von Bischof Dom Helder Camara aus Resife, Brasilien (Die meisten Bischöfe kamen aus Lateinamerika!) wurde diese Kehrtwende mitvollzogen, die das Konzil herbeigeführt hat.

Ein anderer Teil hat die Reihen enger geschlossen und systematisch dieses vom Heiligen Geist gewirkte kirchliche Großereignis auf allen Ebenen torpediert, allen voran Josef Ratzinger im Zusammenwirken mit Karol Wojtyła, der auf seiner ersten Auslandsreise als Papst den nicaraguanischen Priester Ernesto Cardinal öffentlich gemaßregelt hat und so auch die Lateinamerikanische Basisbewegung verworfen hat. Diese Reise war 1979 und das Kirchenrecht wurde zum 1. Advent 1983 so geändert, dass die vier Priesterminister in Nicaragua damit nun exkommuniziert werden konnten. Haarsträubend!

Ein Hoffnungszeichen habe ich gestern aus dem Mund eines Teilnehmers beim Diözesan Forum in Würzburg gehört, der unseren Bischof dabei so wahrgenommen hat: Wir müssen umdenken. Es ist notwendig von den Menschen her zu denken / Kirche von den Menschen her zu denken.

Mich erfreut dies sehr, weil es immer wieder Bischöfe in der Geschichte gegeben hat, die in der Konfrontation mit der Situation der Menschen vor Ort sich bekehrt und radikal sich nun für das eingesetzt haben, was ihnen aufgegangen ist. Oscar Arnulf Romero ist ein solcher Bischof. Als konservativer Vertreter der Machtinteressen von Rom eingesetzt, hat er vor Ort miterlebt, wie ein Priester seiner Diözese durch die Schergen der Mächtigen ermordet wurde: Er predigte nun zu den Armen, nahm Partei für die Verfolgten und redete den Soldaten in El Salvador ins Gewissen, nicht auf ihre Glaubensbrüder zu schießen. Und sein Zeugnis für Jesus und das Evangelium der Liebe Gottes zu allen Menschen hat ihn selber den Tod gebracht: Als Märtyrer wird der Heilige nicht nur in Lateinamerika verehrt!

Gott sei Dank ist es soweit bei uns noch nicht, aber in der Verteidigung der eigenen Privilegien, der Vormachtstellung im Gottesvolk und der Macht, die sie unkontrolliert in Händen halten, agieren heute immer noch viele Amtsbrüder unseres Bischofs Franz.

Um was geht es uns eigentlich?

Um die Kirche oder um die Menschen?

Wer steht bei uns im Zentrum des Nachdenkens, des Planens und des Umstrukturierens: Die traditionell ausgeformte Religiosität der letzten Jahrhunderte oder die geistgewirkte Lebendigkeit, die sich aktiv und positiv mit den Veränderungen unserer Zeit auseinander setzt und im „Erkennen der Zeichen der Zeit“ solche Schlüsse zieht, die uns alle weiterbringen werden.

Exemplarisch möchte ich die drei mir wichtigsten benennen:

Einführung der Gleichberechtigung auf allen Ebenen.

Machtbegrenzung der Amtsträger auf allen Ebenen durch aktive Kontrolle (Gewaltenteilung)

Ämterverteilung nach Neigung und Bildung, nicht aber auf zölibatäre Männer begrenzt.

Wenn wir auf dem Weg des Zweiten Vatikanischen Konzils weitergehen werden und die strukturell und systemisch notwendigen Veränderungen anpacken, dann werden wir eine Zukunft haben. Denn dann wird die Kirche den Menschen dienen, und nicht sich selbst.

Und das Wort von Jacques Gaillot : „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“, würde dann nicht mehr auf uns zutreffen.

Johannesberg, 15.07.2023 Nikolaus Hegler, Pfarrer

Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

24.11.2022

...dass gesagt wird: „Der Pastorale Raum hat die Pole Nähe und Weite: Nähe ist unerlässlich, wenn es darum geht, die Lebendigkeit und die Eigenständigkeit von Gemeinden und Gemeinschaften zu fördern. Darüber hinaus öffnet der größere Raum Menschen die Möglichkeit, sich bei innovativen und außergewöhnlichen Angeboten und Projekten im Raum zu beteiligen. Mit der Tiefe als weiterer Dimension entsteht ein geistlicher Raum.“ (Konzeption Pastoraler Raum März 2021)

Bei einem Berufsgruppentreffen erzählte ein jüngerer Priester von seiner Arbeit in einem pastoralen Raum mit zwanzig (oder mehr) Kirchgemeinden. Er beklagte vor allem, das Gefühl zu haben, nirgendwo zuhause und beheimatet zu sein. Was ihm außerdem noch seine Arbeit erschwere und ihn unzufrieden mache, sei die Peinlichkeit, dass er immer wieder neu die Namen der Anwesenden erfragen müsse, wenn er nach sechs Wochen wieder einmal in eine der vielen Gemeinden zum Gottesdienst komme, weil er sich von einer der seltenen Begegnungen zur anderen nicht mehr die jeweiligen Namen merken konnte.

Nähe sieht anders aus. Sowohl aus der gerade skizzierten Sicht eines Seelsorgers als auch aus der Perspektive der Gemeindemitglieder kann keine Nähe und Beziehung entstehen, wenn man nicht das Leben miteinander teilt, sondern nur als Besucher bzw. Besuchter alle heiligen Zeiten (und nicht einmal immer da) zusammenkommt. Und Tiefe entsteht so schon gar nicht. Seelsorge aber lebt von Beziehung und Nähe. Das geht nicht alleine nur mit hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeiter*innen und erst recht nicht nur mit Priestern, sondern alle getauften und gefirmten Christen und Christinnen können und sollen die Botschaft des Evangeliums leben und einander bezeugen. Aufgabe der Hauptamtlichen ist es, diese zu begleiten und zu ermächtigen

Deshalb ist ein pastorales Konzept, das um die weniger werdenden hauptamtlichen Seelsorger*innen herum gebaut wird, von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Die Ergebnisse der Umfrage zur Pastoral der Zukunft zeigen deutlich: „Das Programm 'Gemeinsam Kirche Sein Pastoral der Zukunft' stößt auf mehr Ablehnung als Zustimmung“ (These 1). Mein Eindruck ist aber, dass die Verantwortlichen des Programms eher zu einem „Weiter so!“ tendieren als zu einer ernsthaften Kurskorrektur hin zu dem, was die Menschen in den Gemeinden wollen und brauchen. Und wenn größere Räume tatsächlich so viele Synergieeffekte und Chancen zu innovativen und außergewöhnlichen Angeboten in sich bergen, wie wäre es (Vorsicht: Sarkasmus), wenn der Bischof von Würzburg zusätzlich noch den vakanten Bischofsstuhl in Bamberg übernehmen würde, welche tollen Möglichkeiten ergäben sich da wohl?

Matthias Lotz

Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

10.11.2022

dass Jesus von sich sagt: “Ich bin der gute Hirte.“ Joh 10, 11.

Damit weist er darauf hin, dass er - als Sohn Gottes und Messias - auch die Hirtenaufgabe Gottes in sich trägt. Denn Gott wird im Alten Testament immer wieder als Hirte seines Volkes Israel bezeichnet.

In unserer Kirche allerdings werden die Bischöfe sogar als „Oberhirten“ bezeichnet, die eine mehr oder weniger kleine Schar von Hirten (Priestern) zur Leitung und Seelsorge der Gemeinden bestimmen.

Zum einen finde ich es schon anmaßend, wenn glaubende Menschen sich als Oberhirten bezeichnen oder bezeichnen lassen. Dies suggeriert ja, dass sie über Gott, dem wahren und einzigen Hirten, stehen. Andererseits möchte ich als Priester auch nicht als „Hirte“ bezeichnet werden, da ich der Meinung bin, dass dieser Titel nur Gott und Jesus Christus zusteht. Alle übrigen Getauften haben mit ihrer Taufe den Auftrag erhalten, ihr Leben und Handeln an dem Hirten Jesus Christus auszurichten. Wir sollen also alle, nicht nur die Priester, wir gute Hirten handeln. Darunter verstehe ich, dass wir in den Gemeinden Sorge tragen für unsere Schwestern und Brüder, so wie dieser Sorge tragen für uns. Wir sollen uns aller Menschen annehmen, beistehen, helfen, trösten, korrigieren, kümmern, einander von Gott und unserem Glauben erzählen, miteinander den Glauben feiern und so manches mehr. Dieses „wie ein guter Hirte Handeln“ zeigt sich also in der Gemeinschaft der Glaubenden, in ihrem gemeinschaftlichen Wirken im mit- und füreinander. Selbst wenn ich als Priester das Wort Gottes verkünde oder die Sakramente spende, bin nicht ich der „gute Hirte“, sondern Christus, der gute Hirte, handelt durch mich.

Also verzichten wir auf Titel wie „Hirte“ oder „Oberhirte“. Machen wir uns vielmehr bewusst, dass wir alle die Sorge des guten Hirten benötigen.

Joachim Bayer

Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

07.10.2022

...dass gesagt wird: es braucht neue Strukturen, die Finanzen reichen nicht mehr und das Personal dünnt aus.

Ich frage mich, wann wir soweit sind auch einmal inhaltlich zu arbeiten und nach den Kernaufgaben von Kirche zu fragen und nach den Sehnsüchten der Menschen.

Zitat aus dem Buch „Auf der Spur des unbekannten Gottes“ von Johannes Röser (1):

Die Kirchen leeren sich ungebremst, Leute verabschieden sich massenhaft vom Christentum. Nicht immer geht das einher mit einem Abschied von Gott oder von der Ahnung, dass es irgendetwas Höchstes, und sei es eine universale Energie hinter allem, geben könnte.

Der Psychologe und Psychotherapeut Allan Guggenbühl vermutet, dass noch andere Gründe bei der Entfremdung eine Rolle spielen, allem voran die spirituelle Dürftigkeit im organisierten religiösen Betrieb. Die Kirchen würden ihr Eigentliches, das Heilige, das Innerliche, vor lauter Geschäftigkeit auf verschiedensten Gebieten dramatisch vernachlässigen, wenn sie es nicht bereits aufgegeben haben.

Stattdessen versuchen sie, weltlichen Service und Projekte anzubieten, „die möglichst anschlussfähig, politisch korrekt und bedürfnisorientiert sind und auf einer profanen Einstellung“ gründen, verpackt in ein Übermaß an ethischen Mahnungen und Warnungen vor allem sozialer Art.

Die „sakrale Energie“ sei aus dem Raum der Kirche verschwunden. „Sie bietet keinen magischen Ort, wo man zu Gott Kontakt aufnehmen und auf seine Botschaften hoffen kann, sondern verliert sich in konkreten Aufgaben.

Sie will sich mit Dienstleistungen für gute Sachen profilieren, statt das spirituelle Potenzial der Menschen zu nutzen.“ Doch die Menschen wollen nicht noch mehr vom stets Gleichen hören, das sie auch von anderswoher bekommen. Sie wollen nicht „Mainstream-Sühneleistungen übernehmen, sondern sich, wenn überhaupt, mit der Frage nach Gott auseinandersetzen“. Religiöse Tiefe werde gesucht, ist Guggenbühl überzeugt. - Zitat Ende -

Kirche muss sich erneuern. Ja, aber nicht nur strukturell sondern vor allem inhaltlich!

Was sind unsere Kernaufgaben als Kirche? Was sind die Sehnsüchte der Menschen, wenn es um Religion und Glaube geht. Darüber sollten wir uns Gedanken machen und daran sollten wir arbeiten.

Karl Feser, Pfarrvikar

Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

22.09.2022

dass gesagt worden ist: „Die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (II. Vatikanisches Konzil: Dogmatische Konstitution Lumen Gentium 11)

Doch: Wer glaubt das noch? Selbst für die Mitglieder der Diözesanleitungen scheint die Eucharistie kein zentrales Zukunftsthema zu sein. Finanzen und Strukturen stehen im Mittelpunkt. Dass immer mehr Gemeinden künftig immer seltener am Sonntag zur Eucharistie zusammenkommen können, spielt offenbar keine Rolle. Im Programm „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ gibt es unter den 14 Projekten kein einziges, das sich mit der Zukunft der „Quelle und des Höhepunktes des ganzen christlichen Lebens beschäftigt“. Und selbst in der „Vision und Mission des Bistums Würzburg“ ist die Liturgie keine Erwähnung wert.

Wie kann das sein? Wozu die unzähligen Ressourcen an Arbeitszeit in Projekte rund um Finanzen, Gebäude, Strukturen und Leitung investieren, wenn gleichzeitig die Quelle versiegt? Müsste nicht die zentrale Frage lauten: Wie können Gemeinden künftig die Lebenshingabe und die Auferstehung Jesu im sonntäglichen Brotbrechen feiern, wenn es kaum noch Priester bisherigen Formats (männlich, zölibatär, hauptberuflich und studiert) gibt, die der Eucharistie vorstehen (dürfen)? Die Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung können doch keine Dauerlösung sein. Und die ohne Kommunionfeier sind noch viel weniger ein Ersatz.

Warum werden keine Alternativmodelle entwickelt und diskutiert? Ansätze gibt es z.B. beim Modell „Teampriester“ (hat nichts mit dem Würzburger „Teampriester“ bei in-solidum zu tun), das auf Bischof Lobinger zurückgeht und von Prof. Paul-Michael Zulehner (Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell, Patmos 2019) und der Pfarrerinitiative (https://pfarrer-initiative.de/GemeindemitZukunft.pdf) weitergedacht wurde. Vielleicht gibt es woanders auch bessere Ideen, wie wir ohne bisherige Priester dem Auftrag Jesu „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ treu bleiben können. Aber sie sind offensichtlich kein Thema.

Liegt es vielleicht daran, dass viele Verantwortliche als geweihte Priester selbst niemals auf die Eucharistie verzichten müssen und sie die Problematik daher weniger unmittelbar spüren? Auf jeden Fall braucht es Gemeinden, die selbst mutig neue Wege ausprobieren. Manche beginnen mit Agape-Feiern, andere teilen am Sonntag Brot und Wein ohne es Eucharistie zu nennen. Bei den meisten aber stellt sich mit der Zeit eine Entwöhnung ein. So wichtig kann die Eucharistie ja nicht sein, wenn die Kirche nicht alles tut, damit sie regelmäßig gefeiert werden kann.

Und das alles ist kein Thema für die „Pastoral der Zukunft“ in unserer Diözese?

Christian Ammersbach

Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

15.09.2022

...dass gesagt wird: „Der Geist weht, wo er will!“

Diese Redensart, die oft gegen andere gerichtet, mit Abneigung feststellt, dass „die da oben“ doch überhaupt keine Ahnung haben, bezieht sich auf Joh 3,8. Dort heißt es wörtlich:

„Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“

Versuchen wir einen anderen Zugang. Wenn der Geist weht, wo er will, dann kann doch keine und keiner wissen, wo der Geist denn jetzt gerade weht und in wem dieser Geist wirkmächtig am Werke ist.

Es wäre dann eine gewisse Offenheit und Sensibilität im Umgang miteinander gefordert, um das Wirken des Geistes zu erspüren, auf die Spur zu kommen.

Eine weitere Konsequenz wäre, in jedem Menschen erst einmal das Gute zu entdecken und zu vermuten, dass vielleicht gerade in den Unscheinbaren der Geist mir heute etwas sagen will.

Selbst der Heilige Benedikt hat den Seinen aufgetragen, bei schwierigen und weitreichenden Entscheidungen auch auf die Jüngsten zu hören. Wahrscheinlich aufgrund der Erfahrung, dass durch sie neue, frische Ideen eingebracht werden!

Beziehen wir dies auf unsere Kirche und die Art und Weise, wie sie sich selbst organisieren soll, dann wäre eine wichtige Konsequenz aus dem bisher gesagten, dass wir Strukturen der Kommunikation schaffen müssen, bei denen jede und jeder zu Wort kommt; die besondere Rücksicht auf diejenigen nehmen, die sich mit dem Sprechen schwer tun; die darauf Wert legen, dass die Jungen und die Jüngsten bei den anstehenden Entscheidungen berücksichtigt werden; die ein echtes Miteinander und ein wahrhaftes Sorgen umeinander zu Folge haben.

Wenn es stimmt, dass uns in der Heiligen Taufe der Geist zugesprochen wurde, und wir alle aus diesem Geist leben, dann darf es nur demokratische Strukturen geben.

Wenn jede christliche Gemeinde aus diesem Geist lebt, dann muss eine Kultur der Achtsamkeit und des Respekts eingeübt und praktiziert werden.

Ein „Oben und Unten“, sich Sonderrechte herausnehmen und anderen solche vorenthalten und ein mit Macht durchgesetztes Schweigegebot: So etwas darf es dann nicht mehr geben!

„Ihr alle seid EINER in Christus!“ ist die logische Konsequenz, die der Apostel Paulus im Galaterbrief (Gal 3,28) aus seiner Tauftheologie ableitet und mit deren Hilfe er sich bemüht, die neuen Christengemeinden als Kontrast zur gewohnten Gesellschaft, aufzubauen und zu ermutigen.

Schlimm ist heute, dass in vielen Teilen die aktuelle Gesellschaft des christlichen Abendlandes sich weiterentwickelt hat, und wir als Kirche: Wir hinken ihr in vielen wichtigen Fragen um Jahrhunderte hinterher!

Es ist an der Zeit, sich dafür einzusetzen, dass unsere Kirche sich so entfaltet, wie sie dem Worten des Herrn entspricht: Jede und jeder ist eingeladen, SEINEN Teil dazu einzubringen!

Ich bin gespannt, was wir da alles voneinander hören und sehen werden!

Nikolaus Hegler, Pfarrer

Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

08.09.2022

...dass gesagt wurde: Die Kirche hat keinerlei Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden!

Angesichts dieser apodiktischen Feststellung von Papst Johannes Paul II. könnte man nachfragen, ob Jesus denn Priesterinnen wollte. Die auf den ersten Blick ernüchternde Antwort auf diese Frage heißt: Nein! Er wollte aber auch keine Priester. Zumindest deuten die Evangelien nichts Derartiges an. Der historische Jesus ist kritisch gegenüber dem Tempelkult und der Priesterschaft. Musste der alttestamentliche Priester noch Opfer darbringen, um Gott zu versöhnen, sind jetzt alle berufen zur Versöhnung in die Welt hinein. Wenn es also keinen Tempel als Gebäude mehr braucht, braucht es weder spezielle Priester noch Priesterinnen.

Jesus selbst sammelte eine Gruppe von Jüngerinnen und Jüngern um sich und vertraute ihnen eine Botschaft an. Es mag eine geschichtliche Tatsache sein, dass Jesus ausschließlich Männer in den engeren Zwölferkreis aufgenommen hat. Daraus lässt sich aber kein Jesus-Programm, keine übergeschichtliche theologische Wahrheit ableiten. Tatsächlich hat Jesus selbst wohl keine Frauen mit der Verkündigung beauftragt und ausgesandt, aber er hat dies auch nicht ausgeschlossen. Sein wertschätzender, wohlwollender Umgang mit ihnen spricht jedenfalls eine andere Sprache.

Im Lauf der Kirchengeschichte entwickelten sich in der jungen Kirche in Korinth und anderen Gemeinden allmählich Dienste bzw. wurden diese von Paulus eingesetzt, welche für das Leben der Gemeinden wichtig sind. Da ist u.a. auch der Dienst der Leitung. Diesen Dienst haben Männer wie Frauen ausgeübt. So wird in der Apostelgeschichte Lydia als Leiterin der Gemeinde in Philippi genannt und auch das Ehepaar Priska und Aquila haben Gemeinde geleitet. Es gab also in der ersten Zeit Presbyter (Priester, Älteste) männlichen wie weiblichen Geschlechts.
 

Selbst wenn man den Blick weiter fasst als nur auf die Weihe für Frauen, sieht man vor allem Defizite, was die Gleichberechtigung in der katholischen Kirche betrifft. Die moderne Gesellschaft ist sich - auch mit der Kirche - darin einig: Mann und Frau sind gleichwertig, im religiösen Sinn gleich vor Gott. Daher müssen sie auch gleichberechtigt sein. Diese Folgerung jedoch geht die katholische Kirche in Bezug auf den Zugang von Frauen zu kirchlichen Ämtern nicht in letzter Konsequenz mit. Es genügt nicht, Frauen zu Ordinariatsrätinnen zu ernennen und es ist auch zu wenig, Überlegungen anzustellen, ob sie mit Ämtern zweiter Wichtigkeit wie dem Diakoninnenamt betraut werden könnten.

Immer noch meinen Kirchenleitungen, auf die Charismen der Hälfte der Menschheit verzichten zu können. Auch wenn die Frage, ob und in welcher Form der priesterliche Leitungsdienst für die Verkündigung der Reich-Gottes-Botschaft notwendig ist, mit Recht diskutiert wird, bleibt dennoch die Verweigerung von kirchlichen Ämtern für Frauen ein fortwährendes Ärgernis. Nicht nur, aber auch um der Glaubwürdigkeit der Kirche willen darf es vom Herrn Berufenen, nur weil sie Frauen sind, nicht verwehrt werden, ihrer Berufung zu folgen..

Matthias Lotz

Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

01.09.2022

...dass gesagt wird: „Jesus Christus hat das Priestertum eingesetzt.“

Fakt ist, dass der Klerikerstand sich erst ab der Mitte des 2. Jahrhunderts entwickelte.

Jesus war kein Priester, sondern ein umherwandernder Rabbi, der Großteil seiner Apostel waren Handwerker.

Um die Kirche für das 21. Jahrhundert fit zu machen können wir uns an Jesus orientieren und an der Urkirche. Die Urkirche war zunächst in Hauskirchen organisiert.

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass das Modell der Hauskirche eine Möglichkeit ist, Kirche zu realisieren. Viele Gottesdienste fanden Zuhause statt mit der Familie oder unter Nachbarn. Auch virtuelle Hauskirchen sind möglich mit Menschen gleichen Interesses, aber über viele Kilometer getrennt.

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat zusammen mit dem Bibelwerk das Modell der Hauskirche ins Spiel gebracht (Siehe Anhang).

Ich sehe darin eine Möglichkeit Kirche für das 21. Jahrhundert zu entwickeln.

Ich spreche nun einfach mal meine Ideen an.

Wir ermöglichen durch die Hauskirche, dass Menschen sich jeden Sonntag treffen können und miteinander Gottesdienst feiern können, unabhängig von kirchlichen Hauptamtlichen (Die Hauptamtlichenkirche kommt irgendwann an ihr Ende schon rein finanziell, spätestens wenn die Kirchensteuer fällt).

Dazwischen gibt es reihum in einzelnen Ortschaften ab und zu einen Gemeindegottesdienst, wo die einzelnen Hauskirchen eingeladen werden (Inzwischen ist es ja bereits so, dass nicht jeden Sonntag in jedem Ort eine Messfeier stattfindet. Zudem werden die Kirchengebäude in Zukunft ja wohl ausgedünnt werden).

Die Aufgabe der kirchlichen Hauptamtlichen wird es sein, dafür zu sorgen, dass Hauskirchen entstehen und dass diese begleitet werden.

Da Mahlgemeinschaft für Jesus sehr wichtig war und unsere Messfeiern ein Gedächtnismahl sind und die Gegenwärtigsetzung Jesu, können die Gottesdienste der Hauskirchen zunächst mit einem Agapemahl verknüpft werden und später, wenn der Priestermangel noch weiter vorangeschritten ist, können Hausvorstände beauftragt werden, die Hausgottesdienste als Eucharistiefeier zu begehen.

Wir werden in Zukunft kleinteilig arbeiten müssen, so wie es zur Zeit des Paulus noch war.

Großstrukturen taugen höchstens wenn es um Verwaltung geht. Nicht aber wenn es um Glauben geht.

Dass wir Sonntags wieder volle Kirchen haben werden, das ist, so denke ich, vorbei.

Hauskirchen sind klein und überschaubar. Glaube kann in einer Gruppe erlebt werden. Der Bezug zur Weltkirche wird durch die Gemeindegottesdienste garantiert. Ebenso sorgen die Hauptamtlichen für eine Vernetzung der Hauskirchen.

Karl Feser
Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

18.08.2022

… was im Hebräerbrief geschrieben steht:

„Da wir nun einen erhabenen Hohepriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten.“ (Hebr 4,14)

„…wir haben einen Hohepriesters…“

Lange nach diesen Worten hat sich in der Kirche viel entwickelt. Wir haben heute Priester – Pfarrer – Teampfarrer – Pfarrer im Übergangsmodell – Moderatoren – Kuratoren – Koordinatoren – Pfarradministratoren – Pfarrvikare – Kapläne – Dekane – Hauptverantwortliche – Detailverantwortliche – Leiter von Pfarreiengemeinschaften – Personalverantwortliche – mitarbeitende Priester – Pfarrer i.R. – … Das alleine zeigt, dass sich Kirche weiter entwickelt hat, was natürlich nicht per se schlecht ist. Doch mit jeder „Bezeichnung“ sind spezielle neue Aufgaben und Anforderungen verbunden, die die jeweilige Person zu erfüllen hat. All das braucht jemanden, der dem auch gerecht werden kann. Die Vorstellung, dass alleine die Weihe zu allem befähigt, ist glücklicherweise weitgehend überholt. Es gibt mittlerweile entsprechende Fortbildungs- und Unterstützungsangebote, die mehr oder weniger gut angenommen werden. Es bleibt aber letztlich angesichts der zunehmenden Fülle an Aufgaben und Anforderungen fraglich, ob wirklich auch immer alles erfüllt werden kann. Und dann treiben mich noch zwei Fragen um?

• Was ist eigentlich aus der urtypischen Aufgabe der Seelsorge geworden? Bleibt dafür – was meiner Meinung nach die Hauptaufgabe sein soll – noch genügend Zeit? Geht das zwischen all den anderen Anforderungen nicht zu leicht unter?

• Und als zweites frage ich mich, wie werden Kirche und auch die kirchliche Beschäftigten von den Menschen vor Ort noch wahrgenommen? Sind sie noch zu erreichen? Nicht nur angesichts des zurückgehenden pastoralen Personals, sondern auch angesichts der wachsenden Aufgaben und Verantwortungsbereiche.

Wir leben in einer Zeit des Wandels mit unvorstellbaren Veränderungen in Kirche und in der Gesellschaft. Ist es hier nicht um so notwendiger Präsenz zu zeigen und deutlich zu machen, dass es uns um den Menschen und die Sorge um ein gelingendes Leben im Sinne der Botschaft Jesu gehen sollte. Dazu brauchen wir in erster Linie ganz viele Seelsorger, die am Bekenntnis zu dem einen Hohepriester festhalten und seinen Auftrag erfüllen.

Michael Nowak
Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

04.08.2022

dass gesagt worden ist: „Euch aber muss es zuerst um Gottes Reich und seine Gerechtigkeit gehen, dann wird euch alles andere dazu gegeben.“ (Mt 6,33)

Innerhalb von 14 Tagen wurden alleine in der zweiten Junihälfte über das Mitarbeiter-Informationssystem der Diözese u.a. folgende Inhalte weitergegeben: Muster eines Hinweisschildes in zweifacher Ausführung für tatsächliche Videoüberwachung und durch eine Attrappe, ein neues Kalendermodul, Ausschreibungen überwiegend für Stellen, die nicht in den Pfarreien oder pastoralen Räumen angesiedelt sind, eine Gefährdungsbeurteilung Küche; außerdem eine dreiseitige Anweisung für den Umgang mit Leitern und Tritten, eine 46-seitige Handlungsanleitung hierzu, je eine Betriebsanweisung für den Gebrauch von Anlegeleitern, Stehleitern und Mehrzweckleitern, 2 Versionen einer Unterweisung zum Gebrauch von Leitern, ein Unterweisungsnachweis-Formular und Bezugsquellen für Prüfplaketten.

Was ich nicht gefunden oder in der Menge der Anweisungen übersehen habe, waren außer einem Friedensgebet Anregungen für die Verkündigung des Reiches Gottes und die Seelsorge. Auch in anderen Zeiträumen sieht die Bilanz nicht anders aus.

Es mag durchaus sein, das staatliche und rechtliche Vorgaben alle diese Anweisungen erforderlich machen. Nach dem Prinzip der Letztverantwortung des jeweiligen Pfarrers muss dieser in immer größer werdenden Seelsorgeeinheiten all das umsetzen und kontrollieren. Wie das gehen soll, weiß ich nicht; ich schaffe es jedenfalls nicht und ich will es auch nicht.

Seit vielen Jahren wird eine Entlastung der Seelsorger*innen von Verwaltungsaufgaben propagiert und versprochen. Für die 40 neuen pastoralen Räume wurde damit geworben, dass jeder Raum eine/n Verwaltungsreferent*in bekommen sollte. Herausgekommen ist je eine Stelle für jedes der 9 neuen, erheblich vergrößerten Dekanate, die durch die Zusammenfassung von bisher 20 Dekanaten entstanden sind. In dem aus den bisherigen Dekanaten Würzburg Stadt, rechts und links des Mains und Ochsenfurt gebildeten Dekanat Würzburg gibt es dem Hörensagen nach ca. 140 Kirchenstiftungen (ich konnte die Zahl nicht verifizieren, sie dürfte aber ungefähr stimmen). Selbst wenn, wie in Aussicht gestellt, eine weitere Verwaltungskraft eingestellt wird, kann sich jeder ausrechnen, wieviel an Unterstützung für die einzelnen Kirchenstiftungen möglich sein wird.

Begründet wird die Beschränkung der Stellenzahl mit der Finanzlage der Diözese. In den nächsten 5 Jahren werden voraussichtlich mehr als 30 bis 40 Priester und Pastoral- und Gemeindereferent*innen aus dem aktiven Dienst der Diözese ausscheiden. Diese werden wohl nur zu einem geringen Teil durch Neueinstellungen ersetzt werden können. Würden für die nicht wieder besetzbaren Stellen Kräfte zur Verwaltungsunterstützung vor Ort in den Gemeinden eingestellt, würde dies den Haushalt der Diözese nicht zusätzlich belasten, aber die Gemeindeseelsorger*innen deutlich entlasten oder zumindest die Mehrbelastung durch den Rückgang der Mitarbeiterzahlen abmildern.

All das Genannte widerspricht auf den ersten Blick dem obengenannten Satz aus der Bergpredigt. Doch genau darum geht es: dass das Kirchenvolk und alle, die im Dienst der Verkündigung stehen, sich nicht vorwiegend um den richtigen Gebrauch von Leitern und was sonst noch Gedanken machen müssen, sondern dem Reich Gottes unter uns auf der Spur bleiben.

Matthias Lotz,
Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

21.07.2022

... dass gesagt worden ist: "Obwohl kirchenrechtlich die Letztverantwortung in vielen Fragen beim Bischof bleiben wird, bin ich bereit, mich im Rahmen einer Selbstverpflichtung an die Entscheidungen diözesaner Gremien zu binden und das auch verbindlich festzuschreiben."

So Bischof Genn in seiner Stellungnahme nach Veröffentlichung des Gutachtens zur Studie zum sexuellen Missbrauch im Bistum Münster. Missbrauch von Macht kann nur vorgebeugt werden durch Beschränkung und Teilen von Macht. Dass Machthaber von sich aus Macht abgeben, ist selten. Umso lobenswerter ist die Ankündigung von Bischof Genn. Sicher bleiben viele Fragen offen. Wie verhält sich Bischof Genn, wenn sich die diözesanen Gremien einander widersprechen? Kann er seine freiwillige Selbstverpflichtung auch zurücknehmen? Und sicher ist sein Nachfolger eines Tages in keiner Weise daran gebunden. Nötig ist also eine Reform des Kirchenrechts. Aber es braucht mutige Bischöfe, die notfalls auch alleine vorpreschen; die eine neue Praxis leben, auch wenn diese (noch) keine Mehrheit im Bischofskollegium oder Zustimmung des Papstes und seiner Kurie findet. Endgültig hat sich die früher oft zu hörende Ausrede erledigt: "Erst braucht es weltkirchliche Neuregelungen, bevor ich in meinem Bistum etwas ändern kann." Möge das Vorbild des münsteraner Bischofs viele Nachahmer finden! Und dies nicht nur unter Bischöfen. Konsequent sind hier alle gefragt, die in der Kirche eine Leitungsmacht besitzen, die bislang nicht in Gremien eingebunden ist. Wer hat z.B. in den sog. Pastoralen Räumen Leitungsmacht? Begriffe wie "Moderator", "Koordinator:in", "Rat", "Pastoral-Team", "Koordinationsgruppe" schaffen hier keine Klarheit. Erst jüngste Äußerungen des Referates Gemeindeentwicklung bezeichnen letztere auch als "Leitungsteam". Dennoch ist völlig unklar, in welcher Weise deren Entscheidungen rückgebunden sein sollen z.B. in das Pastoralteam und den Rat im Raum. Die Diözese "verkauft" dies positiv als Gestaltungsraum jedes einzelnen Pastoralen Raumes. Mühsam wird also jeder Raum selbst um geeignete Regelungen ringen und dies in einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Teampfarrer festschreiben müssen. Aber wenn jeder Pfarrerwechsel diese Regelungen potentiell wieder in Frage stellt, werden die damit verbunden Konflikte und Klärungsprozesse nicht nur jetzt zu Beginn, sondern immer wieder massiv haupt- und ehrenamtliche Ressourcen binden. Die vielgepriesenen Synergieffekte und damit entstehenden Freiräume für neue pastorale Projekte waren und sind m.E. entweder naives Wunschdenken oder unseriöse Versprechungen, um die Einführung des Pastoralen Räume besser verkaufen zu können. Die Stellungnahme von Bischof Genn ist in voller Länge hier zu finden: https://www.bistum-muenster.de/startseite_aktuelles/newsuebersicht/news_detail/bischof_genn_aeussert_sich_zu_konsequenzen_aus_studie

Christian Ammersbach
Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

15.07.2022

...dass gesagt wird: „Es wird immer einen Pfarrer geben für die Kirchenstiftung!“

Die Logik der neuen Pastoral der Diözese Würzburg zielt darauf ab, dass die Verantwortung für ausreichendes Personal von Ebene der Diözese in die neuen Pastoralen Räume verschoben wird. War früher der Bischof dafür verantwortlich, dass jede Pfarrei einen Pfarrer bekommt und jede Kirchenstiftung einen Vorstand, so sind es zukünftig die Pfarrer in den Pastoralen Räumen selbst: Der Kurator im Zusammenspiel mit den anderen Pfarrern oder der Moderator in Verantwortung für die weiteren Teampfarrer.
Wenn nun einer oder mehrere aus dem System ausscheiden (Überalterung, Stellwechsel, Ausstieg aus dem Beruf), dann sind es die Verantwortlichen im Pastoralen Raum, die jetzt dafür Sorge tragen müssen, dass entweder Abhilfe gefunden wird (Ersatz aus der immer kleiner werdenden Gruppe der Priester) oder sich mit der Mangelsituation anfreunden müssen und diese miteinander stemmen sollen.
Dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis dieses Herumdoktern an seine Grenzen stößt und immer mehr Stellen unbesetzt bleiben, kann sich jeder an seinen fünf Fingern abzählen: Woher sollen denn die Priester kommen, die jetzt aus den geburtenstarken Jahrgängen ausscheiden? Wer soll diese Stellen denn auffüllen, wenn die Rahmenbedingungen nur zölibatäre Männer vorsehen? Dieses System kommt an sein Ende.
Fragen wir uns: Welche Alternativen bieten denn sich auch noch an?
Da sind zum einen die Zulassungsbedingungen zum Amt: Der Bischof, der verantwortlich für die Pastoral in seinem Bistum ist, kann und muss diese ändern um mehr Berufungen zu ermöglichen. Die Ostkirche und die Evangelischen Kirchen kennen verheiratete Priester. Viele Kirchen der Reformation auch Frauen, die diese Aufgabe und Berufung vorbildlich einbringen. Und bedenkt man, dass sehr viele aus dem Amt ausgeschieden sind, weil für sie die zölibatäre Lebensform nicht mehr angemessen erschien, dann könnten aus dieser Gruppe wieder viele für den Dienst gewonnen werden.
Auf der anderen Seite wäre zu bedenken, ob die konkrete Wirklichkeit, durch die Gott zu seinem Volke spricht, nicht auch auf andere Weise zu lösen ist, die - aus meiner Sicht! - die ursprüngliche Wirklichkeit des Christseins mitten in der Welt besser zum Ausdruck bringt: Mit dem Bekenntnis des Apostels: „Ihr alle seid EINER in Christus Jesus!“ (vgl. Gal 3,37ff), zeigt Paulus auf, dass jede und jeder durch die Taufe berufen ist, das Evangelium Jesu Christi zu verkünden, denn: „Ihr habt Christus angezogen!“
Es wäre also notwendig, die menschenverursachte Entmündigung der Christen durch einen häufig als herrisch und diktatorisch auftretenden Klerus zu überwinden und mit den Einzelnen in Gemeinschaft einen „Weg der Ermächtigung“ zu gehen.
Du bist durch Taufe und Firmung berufen, den Christus in der Welt zu Leuchten zu bringen!
Und wir - die aktuellen Hauptamtlichen! - wollen mithelfen, damit in einem neuen, emanzipatorischen, wertschätzenden und ermutigenden Klima jede und jeder seiner Berufung entsprechend sich in diese, seiner Kirche einbringen kann.
Dann wird es zwar nicht mehr nur zölibatäre Pfarrer geben, die ihrer Pfarrei und Kirchenstiftung vorstehen, sondern dann werden „viele verschiedene Christinnen und Christen an vielen verschiedenen Orten viele kleine Schritte tun, und so das Angesicht der Kirche und der EINEN Erde menschlicher gestalten.

Nikolaus Hegler, Pfarrer
Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

08.07.2022

… dass die Arbeit im Team von unserer Diözesanleitung immer wieder als besondere und neue Form der Pastoral angepriesen wird.

Seit ich meine Arbeit in der Pastoral begonnen habe, also ab dem Praktikum in einer Pfarrgemeinde, arbeite ich nur im Team mit Haupt- und Ehrenamtlichen zusammen. Ich kenne keine andere Form der seelsorglichen Arbeit und schätze sie sehr. Anders als im Team könnte ich mir mein Arbeit in der Gemeinde gar nicht vorstellen. Was ist also daran neu oder besonders?
Natürlich gibt es auch Seelsorger/Seelsorgerinnen, die am liebsten nur für sich arbeiten. Für sie mag es stimmen, dass die Teamarbeit neu ist, wenn sie sich darauf einlassen.
Für die allermeisten unserer Kolleginnen und Kollegen ist die Arbeit im Team aber eine Selbstverständlichkeit.
Neu ist allerdings, dass die Teams durch die immer geringer werdende Anzahl von Seelsorgerinnen und Seelsorgern kleiner werden. So ist das Seelsorgeteam in unserer Pfarreiengemeinschaft Estenfeld von ehemals vier Personen auf zwei zusammen-geschrumpft. Andernorts ist dies ähnlich. Um dies zu kaschieren, Verzeihung, zu verbessern, bildet unserer Diözese einfach größere pastorale Räume und hat damit wieder größere pastorale Teams geschaffen. Dort arbeiten zwar jetzt weniger Hauptamtliche in der Seelsorge, aber diese dürfen ja nun in allen Gemeinden des Pastoralen Raums wirken. Was für eine wahnsinnige Neuerung! Was für eine tolle neue Idee! Alle Gemeinden jubeln über diese bahnbrechende Umgestaltung! Und wenn es zukünftig noch weniger Hauptamtliche in den Gemeinden, bzw. Pastoralen Räumen gibt, dann übernehmen sie einfach die freigewordenen Aufgaben mit. Sind doch alle ein Team! Sollten diese Teams in den Räumen einmal nur noch aus zwei Personen bestehen, kann die Diözesanleitung die verschiedenen Pastoralen Räume ja zusammenlegen und - o Wunder - schon haben wir wieder neue, große Teams.
Oder sollte die römisch-katholische Kirche doch endlich umdenken und allen Gemeindegliedern das Priestertum, das jeder Glaubende mit der Taufe erhalten hat, zugestehen und auch im vollen Maße ausüben lassen? Dies wäre dann wirklich eine tolle neue Teamarbeit!

Joachim Bayer, Pfarrer
Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

01.07.2022

... dass Kirsten Boie für ihr Buch Dunkelnacht den katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2022 erhalten hat.

In ihrem Buch geht es um eine bayerische Kleinstadt, wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs; kurz vor dem Ende des Systems. Es wird eindrucksvoll geschildert, wie sich die Bürger der Stadt schon vor dem Zusammenbruch und der nahen Niederlage auf friedliche Weise für die Belange der Menschen in der Zukunft stark machen. Ihre Initiative scheitert nicht am fehlenden Mut oder dem Widerstand einzelner vor Ort, sondern in der systematischen Verlagerung verantwortlichen Handelns auf eine jeweils höhere Ebene. Jeder der Beteiligten schiebt seine Verantwortung von sich weg, will ein reines Gewissen behalten und mögliche negative Folgen seines Handelns von sich abhalten. Es wird dazu ein Spannungsfeld aus zutiefst gemischten Gefühlen und Haltungen aufgebaut, aber auch ein verworrenes Geflecht aus Furcht, Misstrauen, Wut, Angst, Spott, Hoffnung, Nächstenliebe und Selbstverständlichkeit gewoben. Am Ende werden die fatalen Entscheidungen auf einer Ebene getroffen, die so weit von der Realität der Kleinstadt entfernt ist, dass überhaupt nicht mehr die Folgen der Entscheidung beachtet werden. Dramatisch ist, dass die Protagonisten des alten Systems als Stehaufmännchen wieder nahezu ungeschoren davonkommen.

Geradezu erschreckend war für mich, die Parallelen in den Entwicklungen der heutigen Zeit neu zu entdecken; ich frage mich: „Was haben wir Menschen, die Kirche und auch die Gesellschaft aus unserer Geschichte gelernt?“

Das stimmt jetzt auf den ersten Blick nicht hoffnungsvoll, soll aber trotzdem oder auch vielleicht gerade deswegen der Ansporn sein, sich mutig mit den Fragen der Zukunft, den Fragen der Menschen zu beschäftigen. Denn bei aller Fassungslosigkeit, die auch in dem Buch zum Ausdruck kommt, gibt es letztlich auch die Erfahrung, dass die Liebe, der Einsatz für die Menschen das wesentlich ist, das zählt

Michael Nowak

Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

23.06.2022

...dass gesagt wird: „Es gibt nicht nur einen Priestermangel, es gibt auch einen Gläubigenmangel!“

Ja, das mag mittlerweile zutreffen. Hat es vor einigen Jahren noch geheißen im Jahre 2060 werden in Deutschland weniger als 50 % der Bevölkerung Christen sein, so ist dies nun bereits eingetroffen, just als der Katholikentag in Stuttgart stattgefunden hat!

Ich stelle die Behauptung auf der Mensch ist nach wie vor religiös. Er ist ein Wesen, das nach Sinn sucht. Nicht umsonst lautete die erste Frage im alten grünen Katechismus: Wozu sind wir auf Erden? Die Frage mag jeder für sich selbst anders beantworten, aber dieser Frage muss sich Mensch stellen.

Seit 31 Jahren bin ich im priesterlichen Dienst. Seit dieser Zeit geht es in unserer Diözese nur um Strukturen und Dialog (Wege suchen im Gespräch (1996), Dialogprozess im Heute glauben (2011), Pastoral 2030 (ab 2015)).

Waren es am Anfang die Pfarreiengemeinschaften, so sind wir mittlerweile bei den Pastoralen Räumen angelangt. Die Räume werden größer und größer. Es wäre einmal interessant, die Stunden zu erfassen, die die Hauptamtlichen in der Kirche in diesen 31 Jahren angesammelt haben, nur um sie Jahre lang in Dialogen zu verwickeln, nur um sich dafür einzusetzen, dass Strukturen umgesetzt werden. Wo aber bleiben unsere Inhalte? Man hätte diese Zeit auch in Seelsorge investieren können!

„Vor allem aber glaube ich an die Umwandlung der Kirche als starre Institution in eine ‚Weggemeinschaft‘ (syn-hodos)“ (1).

                                                                                     Tómaš Halik

Weggemeinschaft, das ist es was die Menschen brauchen. Zusammen mit den anderen nach dem Sinn des Lebens fragen. Die verschüttete Sehnsucht nach gelingendem Leben ausgraben. Das Gottes Gerücht wach halten. Wenn Jugendliche heute sagen: sie sehen keinen Sinn in ihrem Leben, sie wissen nicht was sie machen sollen, dann braucht es Begleitung. Wer hilft ihnen den Sinn zu finden? In Großräumen wo es immer schwieriger wird, Beziehungen zu den Menschen aufrecht zu erhalten, geht das sicher nicht.

„ … dass die Richtung der Entwicklung nicht nach rechts oder links, sondern in die Tiefe geht. Denn wenn die Reform fruchtbar sein soll, muss sie eine Dimension der Kontemplation haben.“ (1)

                                                                                     Tómaš Halik

Kontemplation, Vertiefung, das muss uns ein Anliegen sein und dabei müssen wir den Menschen helfen. Es braucht einen persönlich verinnerlichten, durchdachten, durchfühlten, durchmeditierten Glauben.

Von dieser Spur sind wir oft meilenweit entfernt. Deutlich wird dies wieder einmal bei den Katechesen. Die Erstkommunion ist rum, die Firmvorbereitung nähert sich dem Ende, die Eltern sind teilweise gefrustet, die Hauptamtlichen sind auch wieder gefrustet, weil man merkt: so geht es nicht mehr. Es bräuchte einen Neuansatz, dafür müsste Altes gestrichen werden. Ja. 
Aber wer fängt an? 
Wer ist bereit gläubige Menschen (mittlerweile auch viele außerhalb der Kirche) in die Tiefe zu führen? Wir sollten uns unserer eigentlichen Aufgabe widmen!

Karl Feser, Pfarrvikar

Pfarrerinitiative Würzburg

1) Aus Interview Publik Forum, Nr10 - 27.05.2022

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

16.06.2022

…dass das Bistum Würzburg für dieses Jahr mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 167.300.000 Euro rechnet. (siehe https://zahlen.bistum-wuerzburg.de/haushalte/) Das sind bei ca. 700.000 Katholiken im Bistum pro Kopf ca. 240 Euro. Damit fließen beispielsweise aus dem Pastoralen Raum Karlstadt mit seinen ca. 25.000 Katholiken 6 Millionen Euro Kirchensteuer im Jahr nach Würzburg. Wie viel davon kommt für die Seelsorge und Gebäude in den Raum mit seinen 37 Gemeinden zurück? Die neuen Kostenstellen machen eine erste Abschätzung möglich: es sind gut 2 Millionen Euro, das meiste davon für die Gehälter der Seelsorger:innen und anderen Angestellten. Knapp 4 Millionen verschlingen also Diözese und (vermutlich vernachlässigbar wenig) das Dekanat.

Wäre es nicht anders herum angemessener: 2/3 der Kirchensteuer wird für die Gemeindeseelsorge und die Gebäude verwendet und 1/3 für übergeordnete Aufgaben?

Jede Pfarreiengemeinschaft könnte eine:n eigene:n Verwaltungsleiter:in haben, keine Gebäude müssten kategorisiert werden, die Seelsorger:innen wären effektiv von Verwaltungsaufgaben entlastet, die Kirchenstiftungen hätten genug Ressourcen auch für innovative Projekte, usw.

Ein Traum!

Nur die Diözese müsste sich effizient auf die allerwichtigsten Aufgaben konzentrieren. Also: aus der Traum?

Im Ernst: wo ist das Forum, in dem Vertreter der Kirchensteuerzahler und Vertreter der Diözesanleitung fair miteinander um eine angemessene Verteilung der Kirchensteuereinnahmen ringen?

Der Diözesansteuerausschuss? Dazu müsste aber zumindest für dieses Thema die Verschwiegenheitspflicht der Mitglieder aufgehoben werden.

Die Frage drängt angesichts der ersten Kirchenaustritte von Kirchenverwaltungsmitgliedern!

Pfarrvikar Christian Ammersbach
Pfarrerinitiative Würzburg

„IHR HABT GEHÖRT…“ (Bergpredigt)

09.06.2022

...dass gesagt wird: „Die Pastoralen Räume sind eine Chance für die Kirche von Würzburg!“

Ich meine, dass sie zu allererst eine Notlüge und Zumutung für die Menschen vor Ort sind. Und vor allen Dingen ein Kaschieren der deutlich zurückgehenden Priesterzahlen, sowie ein starres Festhalten an einem Priester-zentrierten Kirchenbild.

Wie kann durch diese Täuschung ein guter Weg in die Zukunft gefunden werden?

Wie Menschen vor Ort dafür gewonnen werden, diesen Aktionismus mitzutragen?

Meiner Meinung nach wäre der erste Schritt ein ehrliches Eingestehen gegenüber der Basis:

Ja, es stimmt, wie haben keine Priester mehr, die dieses System aufrecht erhalten!

Ja, es ist wahr, dass unser selbst auferlegstes Kirchen- und Amtsverständnis dazu geführt hat, dass wir jetzt in dieser Misere stecken!

Ja, es ist richtig, dass wir zur Zeit keinen anderen Weg wissen, der uns weiterführen wird!

Auf dieser Basis, die ehrlich und offen für sich und allen anderen die Lage beschreibt, kann dann auch weiter gearbeitet, gedacht, überlegt, gesucht,… werden.

Die Basis, der Grund, auf dem wir stehen, ist doch Jesus Christus (1 Kor 3,11). Wenn wir uns auf diese Wahrheit einlassen, dann werden wir die Freiheit spüren (Joh 8,32). Diese Freiheit ist uns gegeben um die alten selbstgemachten Ketten abzuwerfen, denn diese hindern uns daran, die aktuelle Situation wirklich als Chance der Transformation zu begreifen.

Das derzeitige „Sand in die Augen streuen“, das sich nicht zur Realität bekennt und permanent so tut, als hätten wir alles im Griff, behindert unser Denken und Handeln. Beides ist uns von Gott gegeben. Und beides sollen wir geistvoll einbringen.

Doch nur die Wahrheit wird uns frei machen für das, was der Herr heute von uns will.

Nikolaus Hegler, Pfarrer

Pfarrerinitiative Würzburg

Erklärung der Pfarrerinitiative Würzburg anlässlich der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz

Sept 2018

Erschüttert nehmen wir das Ausmaß des Leides unzähliger Opfer sexualisierter Gewalt durch Vertreter der Kirche zur Kenntnis. Als Priester und Diakone können wir das „Problem“ nicht länger nur in einzelnen auf Abwege geratenen Mitbrüdern sehen, mit dem wir anderen nichts zu tun haben.

Jeder einzelne von uns muss sich fragen: Wo habe ich weggeschaut? Bei welcher Entscheidung habe ich mehr das Wohl der Täter als das Wohl der Opfer im Blick gehabt? Wie habe ich als Personalverantwortlicher durch Nichtstun oder Versetzung eines Priesters in eine andere Gemeinde es zugelassen oder gar ermöglicht, dass noch mehr Kindern unsägliches Leid zugefügt wurde?

Es genügt nicht, dass aktuell amtierende Bischöfe sich zum Versagen „der Kirche“ in den letzten Jahrzehnten bekennen und öffentlich um Verzeihung bitten. Nicht nur jeder Missbrauchstäter, auch jeder, der vertuscht hat, muss persönlich zu seiner Schuld stehen: vor sich selbst und vor Gott, vor jedem einzelnen Opfer und ggf. auch vor einem staatlichen Gericht.

Gleichzeitig gilt es schonungslos offenzulegen, wie kirchliche Machtstrukturen sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung begünstigt haben und heute noch begünstigen. Entscheidungsgewalt und Leitungsmacht werden nach wie vor von Vertretern der kirchlichen Hierarchie (Priester, Bischof und Papst) weitgehend unkontrolliert ausgeübt und dies oftmals noch religiös damit begründet, dass der Geweihte Christus repräsentiert, der uneingeschränkt Herr seiner Kirche ist.

In Staat und Gesellschaft bewährte Instrumente der Machtbegrenzung wie zum Beispiel die Gewaltenteilung und das Anerkennen von grundlegenden Menschenrechten müssen Eingang finden in eine Verfassung der römisch-katholischen Kirche. Ansonsten bleiben theologische Aussagen von der „gleichen Würde aller Getauften“, die alle „Anteil haben am königlichen, priesterlichen und prophetischen Amt Jesu Christi“ angesichts der im kirchlichen Rahmen tausendfach mit Füßen getretenen Würde der Opfer sexualisierter Gewalt hohle Phrasen und leeres Gerede.

Für die Pfarrerinitiative Würzburg

Christian Ammersbach, Joachim Bayer, Armin Haas, Nikolaus Hegler, Matthias Lotz, Michael Nowak

neue Modelle der Gemeindeleitung

Jan 2015

Die Pfarrerinitiative Würzburg begrüßt das Modellprojekt der Diözese Würzburg zur Entwicklung „ergänzender Formen der Gemeindeleitung“. Gleichzeitig fordert sie, Gemeindeleitung nicht als rein klerikal-priesterliche Amtsausübung zu verstehen, sondern als gemeinsame Aufgabe eines Teams, in das neben dem Priester auch andere Gemeindemitglieder ihre verschiedenen Charismen einbringen. Lesen Sie die Erklärung im Wortlaut hier

Wofür wir stehen - Pfarrerinitiative bezieht Stellung

Okt 2014

Die Pfarrerinitiative Würzburg lehnt eine weitere Vergrößerung der Seelsorgseinheiten ab. In einer Erklärung machen die Mitglieder deutlich, wozu sie bereit sind und wozu nicht. Klar bekennen sie sich zu synodalen Kirchenstrukturen und neue Zugangswege zum kirchlichen Amt. Die Erklärung im Wortlaut finden Sie hier

Übertragung von Leitungsaufgaben an Laien - Pfarrerinitiative unterstützt Vorstoß des Münnerstädter Kreises.

Sept 2012

In einer Erklärung fordern Mitglieder der Pfarrer-Initiative, Laien Leitungsaufgaben in Gemeinden zu übertragen:

Die Pfarrerinitiative unterstützt den Vorstoß des Münnerstädter Kreises zur Übertragung von Leitungsaufgaben an Laien. In immer größeren Seelsorgsstrukturen muss die Leitung einzelner Gemeinden aus Gründen der Praktikabilität an (haupt- bzw. ehrenamtliche) Mitarbeiter abgegeben werden.

Wer Leitung wahrnimmt, braucht den direkten Kontakt zu den Menschen, in deren (Leitungs-)Dienst er steht. Diesen Kontakt kann ein einzelner (bislang: Pfarrer) nicht für beliebig viele Gemeinden aufbauen und pflegen.

Mitglieder der Pfarrerinitiative haben bereits positive Erfahrungen damit gemacht, Leitungsaufgaben (Personalführung im Pfarrbüro, Übernahme des stellvertretenden Kirchenverwaltungsvorstandes, Repräsentation der Gemeinde in der Öffentlichkeit, u.a.) an Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter zu übertragen.

Um eine Akzeptanz in der Gemeinde zu gewährleisten ist hierfür eine offizielle Beauftragung ähnlich wie auch bei den Gottesdienstbeauftragten oder Kommunionhelfern unerlässlich. Die kirchenrechtlichen Möglichkeiten zur Übertragung von Leitungsaufgaben an Laien sind daher voll auszuschöpfen bzw. zu erweitern.

Uns ist klar, dass noch nicht alle theologischen Fragen in diesem Zusammenhang geklärt sind. Praktikable Lösungen für die Gemeinden aber brauchen wir jetzt!


"Zukunftsangst ist schon da"

Mai 2012

Unter diesem Titel führte das Würzburger Sonntagsblatt ein Interview mit Joachim Bayer, einem Mitglied der Pfarrer-Initiative. Lesen Sie es hier


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Aus der Diözese Würzburg sind Mitglieder

Pfarrer Christian Ammersbach

Pfarrer Joachim Bayer

Pfarrer Stephan Eschenbacher

Pfarrer Karl Feser

Pfarrer Armin Haas

Pfarrer Gerhard Hanft

Pfarrer Nikolaus Hegler

Pfarrvikar Matthias Karwath

Pfarrer Matthias Lotz

Michael Sell

Pfarrer Gregor Sauer

Pfarrer P.Rudolf Theiler OCarm

Pfarrer Uwe Nimbler

Pfarrer i.R. Klaus Beurle

Pfarrer i.R. Josef Wirth

Pfarrer Manfred Endres

Pfarrer Wolfgang Zopora

Pfarrer Stefan Kömm

Pfarrer Norbert Reinwand

Pater Helmut Esser

Pfarrer Gerd Greier

Pfarrer Michael Erhart

Pfarrer Hermann Becker

Pfr. i.R. Armin Ammersbach

Pfarrer Stefan Redelberger

Pfarrer Klaus Beisswenger

Pfarrer Markus Krauth

Pfarrer Erhard Kroth

Pfr. i.R. Adalbert Benker

Pfr. i.R. Arnold Seipel

Diakon Michael Nowak

Mitglieder in der Ewigkeit:

Pfarrer Roland Breitenbach