Risiken identifizieren und beherrschbar machen

März 2020

Retzbach (POW) Die Kirche muss ihre Schwäche zu ihrer Stärke machen. Das kann durch einen Wandel der Schuldkultur zur Schamkultur erfolgen. So lautet eine Erkenntnis einer Studientagung der „Pfarrerinitiative Deutschland“ mit dem Titel „Bei euch aber soll es nicht anders sein. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Macht in der Kirche“. Auf der Benediktushöhe Retzbach – Haus für soziale Bildung diskutierten Priester und Diakone aus ganz Deutschland, teilen die Veranstalter mit. Es referierten unter anderem der Dogmatik-Professor Dr. Dr. Hans-Joachim Sander (Salzburg) zum Thema „Macht und Machtmissbrauch in der Kirche – aktuelle Herausforderung“ sowie der Moraltheologe Professor Dr. Michael Rosenberger (Linz) zum Thema „Umgang mit Macht in der persönlichen Verantwortung. Anthropologische und ethische Überlegungen“. Über Anregungen aus dem Führungsalltag in der Wirtschaft sprach Diplom-Ingenieur Franz Alig, langjähriger Manager im Medizintechnik-Konzern Syntellix AG.

Wie Sander in seinem Impuls am Ende der Tagung ausführte, gehe es in der Schuldkultur darum, den Schuldigen zu finden, und alles laufe danach so weiter wie bisher. Zur Schamkultur gehöre es, die Fehler und Schwächen, das Versagen zu sehen und zu benennen und deutlich zu machen. „Es wird eine Unterbrechung gesetzt und so unmöglich, so wie bisher weiterzumachen.“ Diese Scham muss nach Sanders Worten öffentlich gemacht werden, mit anderen geteilt werden. So öffneten sich auch Türen für andere, diesen Schritt in die Öffentlichkeit zu machen.

Ausgangspunkt der Tagung waren persönliche Erlebnisse mit Macht und Machtmissbrauch. Beim Austausch wurde schnell deutlich, dass jeder Teilnehmer schon diverse, zum Teil auch schmerzliche Erfahrungen gemacht hatte. Keiner sei davor sicher, seine Machtposition, die er in der Hierarchie der Kirche kraft seines Amtes innehat, anderen gegenüber nicht auszuspielen. Neben dem Missbrauch der geistlichen Macht (mit Folge von direktem sexualisiertem Missbrauch) wurden noch weitere Kritikpunkte benannt, die die Unglaubwürdigkeit befeuerten und im hierarchischen System grundgelegt seien. So nannten die Teilnehmer unter anderem fehlende Gewaltenteilung, mangelnde Transparenz, nicht vorhandene Mitentscheidungsmöglichkeiten der Gläubigen, den männerbündischen Charakter des Klerus, die nicht nachvollziehbare Kombination von Priesterdienst und Pflichtzölibat, den Umgang mit Sexualität und auch die Rolle der Frauen sowie die zunehmende Entfremdung und Anonymität durch riesige „Seelsorge-Einheiten“.

In einem ersten Impulsvortrag machte Professor Sander den Zusammenhang von Auctoritas und Potestas (Autorität und Macht) deutlich. Anhand aktueller Persönlichkeiten wie Donald Trump, Jürgen Klinsmann und Papst Franziskus zeigte Sander, wie die Mechanismen von Autorität und Macht zusammenwirken und wie schnell Machtmissbrauch zu Autoritätsverlust führe. Im Weiteren wurde der Blick mit Hilfe der Philosophen Weber, Hegel und Foucault auf weitere Phänomene der Macht geweitet. Macht mache den Menschen erst zu dem, was er ist, in einem einfachen binären System zu Mann oder Frau, Herr oder Knecht. Da das aber auch zu kurz greife, müsse als dritte Größe noch der Raum mitbedacht werden. Macht wird immer in einem bestimmten Raum ausgeübt. Wenn sich jemand gegen den Missbrauch der Macht stellen wolle, sei es nötig, einen Gegenraum aufzubauen.

Rosenberger knüpfte an Sanders Impulse an und lenkte den Blick auf die ethische Seite der Machtausübung: Macht zwischen Eigenmächtigkeit und Verantwortungsscheu. Damit wurde der Blick auf die Frage hin geweitet, woher jemand seine Macht ableitet und wie er selbst verantwortlich mit der Macht umgehen kann. Theologisch betrachtet stehe dahinter der Schöpfungsauftrag Gottes aus dem Buch Genesis, die Macht richtig zu gebrauchen. Im Weiteren seien dazu Tugenden der Machtbegrenzung und -lenkung entwickelt worden.

An erster Stelle stehe die Dankbarkeit als Wertschätzung dafür, dass Macht verliehen sei, aber ebenso die Demut, in der Begrenzung der Macht frei zu sein. Bei allem müsse Macht respektiert werden, was den Wert der Ehrfurcht erfordere, aber gleichzeitig einen fairen Umgang (Gerechtigkeit). „Letztlich gehören die Gelassenheit, Macht zulassen zu können, und die Einsicht, dass Macht kein Selbstzweck sein kann, mit zum rechten Gebrauch der Macht“, betonte Rosenberger. In der anschließenden Gruppenarbeit und Diskussion sei eine große Sehnsucht deutlich geworden, Macht in richtiger Weise zu gebrauchen. Zu diesem Ziel seien Schritte der Professionalisierung des eigenen Handelns ebenso wie Punkte zur Organisationsentwicklung der Kirche wichtig.

Konkrete Anregungen gab Alig, der versuchte, aus dem Bereich der Wirtschaft einige Mechanismen auf die Kirche zu übertragen. Ein Wirtschaftsbetrieb gehorche zwar ganz anderen Grundsätzen als die Organisation Kirche. Auch wenn diese wirtschaftlich handeln müsse, sorge sie sich in erster Linie um das Heil der Menschen. Aufgabe des Chefs ist es laut Alig, der „erste Assistent“ der Organisation zu sein und mitzuhelfen, dass gut gearbeitet werden könne. Er solle sich der Sorgen und Nöte der Mitarbeiter annehmen und Hilfen geben, wo es nötig sei. Die Entscheidungen sollten sinnvoll und gemeinsam im Team herbeigeführt, den Mitarbeitern qualitative Feedbacks gegeben werden. All diese Punkte zielten darauf, mögliche Risiken zu identifizieren und sie so beherrschbar zu machen. Alig zitierte Würzburgs Bischof Dr. Franz Jung: „Wir müssen durch unsere Arbeit überzeugen, denn wir werden von den Gläubigen letztlich wie jedes andere ‚Unternehmen‘ nach der Qualität unseres Tuns beurteilt.“

Zum Download:Vortrag Alig|Vortrag Rosenberger|Vortrag Sander

Es reicht jetzt! - Rezension von Michael Nowak

Feb 2020

Hagenschneider, Maria, Es reicht jetzt! Frauen in der katholischen Kirche stehen auf. Osterfilden 2020.

Maria Hagenschneider kommt aus der Mitte der Kirche. Sie ist Frau in der Kirche und hat selbst ihre Erfahrungen mit der Institution gemacht. Da der Glaube für sie Halt im Leben bedeutet, ist der Austritt aus der Kirche für sie keine Option, aber weitermachen wie bisher geht auch nicht. Ihr Buch „Es reicht jetzt! Frauen in der katholischen Kirche stehen auf.“ reiht sich in eine große Reihe von Büchern, die eine nötige Reform der Katholischen Kirche weltweit anmahnt. Im Unterschied zu vielen andern Büchern hat sie einen sehr persönlichen Zugang zu dem Thema gewählt. Steht am Anfang das Engagement für die Reformbewegung Maria 2.0 im Mittelpunkt, so macht sie im weiteren Verlauf deutlich, dass diese Bewegung eine von vielen Initiativen ist, die sich um die Erneuerung der Kirche bemüht. Festgemacht wird diese Erneuerung an bekannten Themen: Der Gleichberechtigung der Geschlechter und der Machtfrage in der Kirche. Ihr geht es dabei nicht nur um den Austausch der längst bekannten theologischen Argumentation, sondern um Offenlegung der Empfindungen und Gefühle, die dieses Thema so existenziell wichtig für die Frauen und damit für die Zukunft der Organisation Kirche werden lassen. Durch die Lektüre des Buches kann sich jede*r Leser*in in diese Situation einfühlen, eigene Gedanken und Gefühle wiederentdecken und erspüren, dass es jetzt tatsächlich reicht. So ist es Maria Hagenschneider mit ihrem Werk gelungen einen weiteren wichtigen Baustein für die Erneuerung der Kirche und die Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche zu leisten, der gerade durch die persönliche Tiefe und die knappe Form besticht.

Michael Nowak

Die Pfarrerinitiative unterstütz Maria 2.0

Mai 2019

Die Pfarrerinitiative Deutschland unterstützt das Projekt Maria 2.0 und ruft dazu auf, sich an entsprechenden Aktionen w.z.B. am 12.05. um 16:30 Uhr in Freiburg im Rahmen der Priesterweihe zu beteiligen.

weitere Infos hier

Zur Missbrauchsstudie der DBK

Sept2018

Die Würzburger Pfarrerinitiative nimmt Stellung zur Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz.

Lesen Sie sie hier

Ökumene statt Spaltung

April 2018

Erklärung der Pfarrerinitiative Deutschland

Die Pfarrerinitiative Deutschland wendet sich entschieden gegen den Versuch der sieben Bischöfe – angeführt vom Kölner Kardinal Woelki, in der Frage der Zulassung zur Eucharistie eine Spaltung der deutschen Kirche zu provozieren.

Die Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz hat entschieden, diese Frage positiv aufzugreifen. Sie kann sich auch auf zwei Enzykliken von Papst Johannes Paul II. berufen, ebenso auf die Praxis vieler Bischöfe und Pfarrer. Wir erinnern nur an Bischof Elchinger von Straßburg, der bereits im Jahr 1972 konfessionsverschiedene Paare ermutigt hat, am gemeinsamen Herrenmahl teilzunehmen.

Die Pfarrerinitiative empfindet das Vorgehen der Sieben als peinlich, ja geradezu beschämend. Ein Hirte hat die Aufgabe, für Einheit zu sorgen, nicht für Spaltung.

Jesus wurde im Namen angeblicher Rechtgläubigkeit dem Tod ausgeliefert. Haben jene Bischöfe nur ihre Rechtgläubigkeit im Sinn, aber kein Herz für Menschen? Wollen sie Jesus erneut kreuzigen?

Wir bitten die Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz, ihrem Votum treu zu bleiben und sich nicht beirren zu lassen durch solche, die päpstlicher als der Papst sein wollen.

Dem ökumenischen Schaden, den jene Bischöfe angerichtet haben, stellen wir eindeutig unsere Solidarität für die Ökumene entgegen.

Segen für gleichgeschlechtliche Paare

März 2018

Erklärung der Pfarrerinitiative Deutschland

Wir unterstützen alle Bischöfe, die die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare für möglich halten. Wir bitten diejenigen Bischöfe, die diese Segnung ablehnen, ihre Position zu überprüfen

Hat Jesus sich nicht gerade den Menschen zugewandt, die an den Rand gedrängt wurden? Hat er nicht gesagt, der Sabbat (das Gesetz, die Norm etc.) sei für den Menschen da?

Wir segnen nicht nur Asche, Autos, Wohnungen, Tiere etc., sondern auch Menschen, und zwar besonders in signifikanten Lebenssituationen. Vielleicht könnte eine liturgische Kommission ein Modell erarbeiten, das die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht mit der Trauung von Mann und Frau verwechseln lässt.

Aber wenn zwei gleichgeschlechtlich liebende Menschen sich entschließen, auf Dauer zueinander zu stehen, eben auch „in Freud und Leid“, dürfen sie dann nicht mit Gottes Segen rechnen?

Eine neue Form des Priesteramtes

Juni 2016

„Keine Gemeinde ohne Eucharistie“ – darin waren sich alle 72 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Studientages der Pfarrerinitiative Deutschland einig. Diskutiert wurde eine neue Form des Priesterberufes für die einzelnen Gemeinden, die das möglich machen soll: Eucharistieleiterinnen und -leiter aus der Gemeinde, ehrenamtlich, verheiratet und im Team.

Es sei ein langer Weg dorthin, Gemeinden zu ermutigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und eine Form der Leitung zu finden, führte Bischof Michael Wüstenberg aus Südafrika aus. Schon sein Vorgänger Fritz Lobinger hatte vor 30 Jahren in seiner Diözese Aliwal diesen Prozess begonnen. Mittlerweile werde die Mehrzahl der Gemeinden dort durch Teams von „Leaders“ geleitet, die mittelfristig auch für ein neues Priesteramt zur Verfügung stehen, führte der Bischof in seinem Vortrag aus (Foto).

„Auch in Deutschland macht eine Zusammenlegung von Pfarreien als Verwaltungseinheiten nur Sinn, wenn zugleich die einzelnen Gemeinden als überschaubare Beziehungsnetze lebendig sind und selbst Verantwortung für ihr Gemeindeleben übernehmen“ ist sich Pfr. Christian Ammersbach, Mitglied des Sprecherkreises der Pfarrerinitiative Deutschland und Organisator der Tagung sicher. Dazu gehöre auch die Feier der Eucharistie. Sie dürfe nicht davon abhängen, ob ein Priester bisheriger Form dafür verfügbar sei. Daher brauche es neben dem zölibatären hauptberuflichen Priester eine neue Form des Priesterseins. Die Pfarrerinitiative folge mit dieser Forderung der Bitte Papst Franziskus‘ an die Bischöfe: „Macht mutige Vorschläge!“ und wird die Ergebnisse der Tagung an die deutschen Bischöfe weiterleiten.

72 Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, sowie auch einige ehrenamtlich Engagierte aus 13 Diözesen waren der Einladung nach Würzburg gefolgt, darunter auch Vertreter der österreichischen Pfarrerinitiative und der Schweizer Pfarreiinitiative. Mit großem Interesse wurden auch Konsequenzen für die eigene Berufsrolle diskutiert. Künftig werde es vor allem Entdecker und Förderer von Talenten und Fähigkeiten der Gemeindemitglieder und Trainer und Begleiter der neuen Gemeindeleitungsteams brauchen. Welche Aufgaben künftig die bisherigen Pfarrer und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelnen haben werden, müsse noch geklärt werden. Am Ende des Studientages stand jedoch die Übereinstimmung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Es ist höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen und neue Gemeinde- und Eucharistieleitungsmodelle zu entwickeln.

Hintergrundinformationen liefert der Sonderdruck aus „Christ in der Gegenwart“ Nr. 42/2002 Nr. 42/2002

Anregungen zum Weiterdenken

Aufruf zur Selbstverpflichtung

Juni 2015

Ein Zeichen setzen für mehr Beteiligung des Volkes Gottes in der Kirche wollen die Mitglieder der Pfarrerinitiative Deutschland. Daher rufen sie alle Priester und Diakone auf, sich über kirchenrechtliche Bestimmungen hinaus zu einer neuen Praxis zu verprflichten. Den Wortlaut der Erklärung und die Möglichkeit zu zeichnen finden Sie hier

PAPST FRANZISKUS, SIE BRAUCHEN LEBENDIGE GEMEINDEN UND DIE GEMEINDEN BRAUCHEN SIE!

Mai 2015

Immer mehr Zusammenlegungen von Gemeinden können nicht die Zukunft der Kirche sein. Zahlreiche Pfarrerinitiativen und Reformgruppen auf der ganzen Welt wenden sich deshalb in einem offenen Brief an Papst Franziskus. Lesen sie ihn hier

Eine neue Ära mit Papst Franziskus

April 2015

Katholische Pfarrerinitiativen und Reformgruppen aus aller Welt trafen sich im April zu einer gemeinsamen Konferenz im irischen Limerick. Über 30 engagierte Katholikinnen und Katholiken, darunter viele Priester, aus Irland, Österreich, Australien, Kanada, Deutschland, Indien, Italien, Großbritannien, aus der Slowakei sowie aus den USA folgten der Einladung der irischen Priestervereinigung ACP.

Tony Flannery brachte als Sprecher der gastgebenden "Irish Association of Catholic Priests" die Motivation aller Anwesenden auf den Punkt: "Die Wahl Papst Franziskus' ist für lange Zeit die letzte Chance für eine Erneuerung der Kirche."

Besondere Betroffeneheit herrschte angesichts der Angst mancher Teilnehmenden vor Repressionen durch ihre Bischöfe. Aus Rücksicht auf sie wurde daher darauf verzichtet, Eucharistie in einer Weise zu feiern, in der die fundamental gleiche Würde von Mann und Frau durch eine entsprechende Verteilung der gottesdienstlichen (Leitungs-)Aufgaben zum Ausruck kommen sollte. Dieser schmerzliche Verzicht machte umso mehr die von allen Anwesenden empfundene Dringlichkeit deutlich, den Zugang zu allen kirchlichen Ämtern Gläubigen unabhängig von ihrem Geschlecht zu ermöglichen.

Einig waren sich weiterhin alle über die mangelhaften kirchenrechtlichen Regelungen zur Ausübung kirchlicher Leitungsgewalt: Gefordert wurde eine Pflicht zur Rechenschaftsablage für alle Glieder der kirchlichen Hierarchie sowie die Schaffung von Grundrechten aller Kirchenmitglieder, die sie vor unabhängigen kirchlichen Gerichten auch einklagen können.

Weitere Themen waren die volle Beteiligung aller am kirchlichen Leben unabhängig von ihrer geschlechtlichen Orientierung und die Herausforderungen durch soziale Ungerechtigkeiten und die ökologische Frage. Arbeitsgruppen werden zu einzelnen Themen weiterarbeiten.

Die Konferenz in Irland war nach dem Treffen vor gut zwei Jahren im österreichischen Bregenz das zweite dieser Art.

Rechte in der Kirche oder: Hat die Kirche immer Recht?

März 2015

Das Kirchenrecht bietet den Bischöfen mehr Möglichkeiten als sie in vielen strittigen Punkten einräumen. und für den Einzelnen ist es kaum möglich, sein Recht in der Katholischen Kirche einzuklagen. Zu diesen Ergebnissen kamen die Teilnehmer der Tagung „Rechte in der Kirche oder hat die Kirche immer Recht?“.

Frau Prof. Dr. Sabine Demel ging in ihrem Vortrag darauf ein, dass das kirchliche Gesetzbuch sowohl den Klerikern wie auch den Laien Rechte und Pflichten einräumt, und ein viel größerer Spiel- und Entscheidungsraum vorhanden ist als von der Kirchenleitung in Rom, Bischöfen und deren Diözesanleitungen in strittigen Punkten oft behauptet wird. Dieser Spielraum besteht zum Beispiel bei Wiederverheiratet Geschiedenen, denn das kirchliche Gesetzbuch (Can 915) spricht lediglich vom Ausschluss derer von der Kommunion, die sich in schwerer Sünde befinden, nennt aber nicht ausdrücklich die Wiederverheiratet Geschiedenen.

Im kirchlichen Gesetzbuch gibt es eine Gewaltenunterscheidung, die mit der Staatlichen Gewaltenteilung vergleichbar ist. Diese Gewaltenunterscheidung wird aber nicht konsequent durchgehalten, sodass letztlich keine Rechtssicherheit gewährleistet ist. So wurde bei der Tagung angemahnt, dass es für den Einzelnen kaum möglich ist, sein Recht einzuklagen. Es fehlt eine Gerichtsbarkeit in jeder Diözese, eine freie Wahl von Rechtsanwälten, Einsicht in die Akten und eine klare Trennung der Gewalten.

Herr Dr. Thomas von Mitschke-Collande ging in seinem Vortrag: „Eigentlich müsste Kirche boomen“, darauf ein, dass die Katholische Kirche ihre glänzenden Voraussetzungen verspielt hat und verspielt. Statistiken belegen, dass die Katholische Kirche immer weniger Vertrauen genießt, selbst unter engagierten Katholiken. Die Katholische Kirche hat viel zu bieten in Bezug auf Sinnfrage, Spiritualität, Werteorientierung und Gemeinschaft. Viele nehmen es der Kirche aber nicht mehr ab, dass sie in diesem Bereich Expertin ist. Mitschke-Collande ist davon überzeugt, dass die Impulse die Papst Franziskus setzt zu Veränderungen in der Kirche führen werden. Dabei nannte er unter anderem eine offene Gesprächskultur und mehr Möglichkeiten der Mitbestimmung.

Die Tagung endete mit einer Selbstverpflichtung der anwesenden Pfarrer zu mehr Demokratie in der Pfarrei. Anwesend waren 30 Teilnehmer aus verschiedenen Diözesen Deutschlands. Eingeladen hatte die Pfarrerinitiative Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Fortbildungsinstitut Würzburg.

Priester rufen US-Bischöfe zu Änderungen beim Zölibat auf

Feb 2015

Washington, 04.02.2015 (KAP) Ein Zusammenschluss katholischer Priester in den Vereinigten Staaten hat die US-Bischofskonferenz zum "Dialog" über die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt ermuntert. Wie die Zeitschrift "National Catholic Reporter" (Onlineausgabe) berichtet, begründete die Organisation mit nach eigenen Angaben rund 1.000 Priestern ihren Wunsch mit der Sorge um personelle Engpässe in der Seelsorge.

Der Vorsitzende der "Association of U.S. Catholic Priests", Bob Bonnot, sagte der Zeitschrift, sein Verein erwarte keine direkte Antwort der Bischöfe; er hoffe aber, dass sie das Anliegen unter sich zum Gesprächsthema machten. Die zwölf Unterzeichner aus dem Leitungsgremium des Vereins verweisen auch auf Äußerungen des Papstes, die sie als Offenheit für verheiratete Geistliche deuten.

Ausdrücklich bezieht sich der Appell der Priester auf ein Interview mit dem aus Vorarlberg stammenden Amazonas-Bischof Erwin Kräutler aus dem Frühjahr 2014. Laut der Zeitung "Die Presse" sagte Kräutler damals nach einer Audienz bei Papst Franziskus, dieser habe um "mutige und couragierte" Lösungsvorschläge der Brasilianischen Bischofskonferenz für die Seelsorge der Zukunft gebeten. Ein Vorschlag, so Kräutler, werde sein, "dass man Zölibat und Eucharistiefeier entkoppelt".

Der Vatikan dementierte Anfang Jänner Spekulationen, wonach Franziskus einen Brief mit entsprechenden Anregungen an den brasilianischen Kardinal Claudio Hummes geschickt habe. Auch Kräutler dämpfte im Anschluss an sein Interview Spekulationen über aktuelle Reformen. Er selbst, Kräutler, arbeite nicht an Vorschlägen zum Thema Priesterweihe von Verheirateten.

Nach Angaben der "Association of U.S. Catholic Priests" sind in den USA aktuell rund 38.300 Priester für 76,7 Millionen Katholiken zuständig; 1978 seien es mehr als 58.000 Geistliche für 50 Millionen Katholiken gewesen. Derzeit seien 3.500 Pfarren ohne eigenen Priester.

Was wird aus den Gemeinden?

Nov 2014

Die Einzelgemeinden zu stärken wird ein zentrales Anliegen der deutschen Pfarrerinitiative sein. Darin waren sich alle Priester und Diakone einig, die aus sieben deutschen Diözesen zu einem Studientag nach Stuttgart gekommen waren. Deutliche Kritik übten die Mitglieder der Pfarrer-Initiative, dass alternative Lösungsmodelle wie die Leitung von Gemeinden durch Laien oder die Feier von sonntäglichen Wortgottesdiensten in etlichen Diözesen wieder zurückgefahren wurden. Die Presseerklärung im Wortlaut finden Sie hier

D-A-CH-Vernetzung gestärkt

Okt 2014

Deutschland, Österreich und die Schweiz - Pfarrer- bzw. Pfarreiinitiativen gibt es in allen drei deutschsprachigen Ländern. Beim jüngsten Vernetzungstreffen in Stuttgart zeigten sich bei allen Besonderheiten viele gemeinsame Anliegen und Themen. Zentral für uns alle ist das Anliegen der Solidarität unter Priestern, Diakonen und Seelsorgern: gemeinsam für eine zukunftsfähige Kirche eintreten statt Einzelkämpfer sein. Für den Austausch untereinander wurden Skype-Konferenzen vereinbart. Die stärkere Vernetzung zwischen den Initiativen soll eine schnellere Reaktion auf aktuelle Anlässe ermöglichen. Wir erwarten uns von einem größeren Informationsfluss neue Impulse. Gespannt schauen wir z.B. auf das Aktionsbündnis "Pfarren mit Zukunft – statt XXL-Gemeinde", das sich im Januar in Wien formieren wird. In Deutschland geht die Vernetzung der Bistümer weiter beim gemeinsamen Studientag im November. Weltweit steht ein Treffen der Pfarrerinitiativen im April 2014 in Dublin an.

Unterstützung der Kölner Kircheninitiative

Nov 2013

Die Pfarrerinitiative Deutschland unterstützt die „Kölner Kircheninitiative“ und ihr Anliegen, bei der anstehenden Bischofswahl die Kirchenbürger einzubeziehen. Dies entspricht nicht nur altchristlichen Überlieferungen und trägt zu einer guten Beziehung zwischen den Gläubigen und ihrem Bischof bei, sondern wäre auch Ausdruck der Anerkennung der Würde aller Getauften und ihrem Anteil am priesterlichen, königlichen und prophetischen Amt Jesu Christi... Hier die Stellungnahme komplett als PDF-Datei


Gehorsam braucht Beziehung

Nov 2013

"Wann ist ein Priester ungehorsam?" Unter diesem Thema fand die erste größere Tagung der Pfarrerinitiative in Kooperation mit dem Fortbildungsinstitut der Diözese Würzburg statt. Knapp 40 Priester aus ganz Deutschland folgten der Einladung nach Münsterschwarzach. Die wichtigsten Ergebnisse sind zusammengefasst in einer Presseerklärung


Erklärung zu Finanzen und Bischofsernennungen

Okt 2013

Die Situation in Limburg ist Anlass für eine Presserklärung der Pfarrerinitiative zur Frage nach dem transparenten Umgang mit Finanzen und zur Frage nach der Bischofswahl. Die Erklärung im Wortlaut


Initiative weltweit vernetzt

Okt 2013

Irland, USA, Australien - neben den deutschsprachigen Ländern waren zwei weitere Kontinente vertreten beim ersten internationalen Vernetzungstreffen der Pfarrerinitiativen in Bregenz. Ein erstes Medienecho finden Sie hier:


„Nicht bloß im Papstkino zuschauen!“

Okt 2013

Ein starker Impuls, die Zukunft der Kirche selbst in die Hand zu nehmen, ging vom ersten internationalen Treffen der Pfarrerinitiativen aus. Peter Hinsen SAC, Mitglied der deutschen Delegation berichtet. mehr


Impulse aus Bregenz

Okt 2013

Keine Beschlüsse, sondern eher Gedankensplitter aus aus Gesprächen in Bregenz hat das deutsche Delegationsmitglied Christian Ammersbach zur weiteren Diskussion zusammengestellt. mehr


Erster Sprecherkreis auf Bundesebene gewählt

Juli 2013

Die Reformkreise von Priestern und Diakonen der (Erz-)Diözesen Augsburg, München, Passau, Rottenburg-Stuttgart und Würzburg haben sich nun auch formell zur "Pfarrer-Initiative Deutschland" zusammengeschlossen. Zum ersten Sprecherkreis auf Bundesebene wurden Christian Ammersbach (Diözese Würzburg), Albert Bauernfeind (Erzdiözese München-Freising), P. Peter Hinsen (Diözese Augsburg), Karl Feser (Diözese Würzburg) und Klaus Kempter (Diözese Rottenburg-Stuttgart) gewählt.

Die einstimmig verabschiedete Verfahrensordnung sieht vor, dass über die Mitgliedsgruppen hinaus auch Priester und Diakone weiterer deutscher Bistümer Einzelmitglieder werden können. Erarbeitet wurden Anliegen zur anstehenden Kurienreform, die in einem Brief Kardinal Marx als Mitglied der vom Papst hierfür eingesetzten Kardinalsgruppe übermittelt werden.

Schwerpunkte der nächsten Zeit werden die Vernetzung im deutschsprachigen Raum und zwei größere Veranstaltungen sein. Noch in diesem Jahr es wird eine Tagung zum Thema "Wann ist ein Priester ungehorsam?" und Anfang des kommenden Jahres eine Veranstaltung zum Thema "Bischofsernennungen" geben. Beim Katholikentag 2014 in Regensburg ist ein eigener Stand der Pfarrerinitiative geplant.


Bischöfe, stoppt das neue Messbuch!

Juni 2013

In einem Brief an die deutschen Bischöfe hat die Pfarrerinitiative dazu aufgerufen, das geplante neue Messbuch noch zu verhindern. Den Brief im Wortlaut finden Sie hier.

Drohung aus Rom

Feb 2013

Die römische Glaubenskongegration hat dem irischen Priester Tony Flannery die Exkomunikation angedroht. Das sagte Flannery laut der Tageszeitung "Irish Times". Der 66-jährige Geistliche aus dem Orden der Redemptoristen wurde demnach vom Vatikan aufgefordert, Aussagen über eine mögliche Zulassung von Frauen zum Priesteramt zu widerrufen.

Weiter wurde er ermahnt, jede Verbindung zur "Association of Catholic Priests" zu lösen. Bereits im Februar vergangenen Jahres war Flannery von seinen priesterlichen Aufgaben entbunden worden. Der Redemptoristenorden, dem Flannery seit 1964 angehört, stellte sich auf die Seite des Geistlichen. Zugleich beklagte die Ordensleitung fehlende Dialogstrukturen in der Kirche, um sich mit Fragen seitens der Gläubigen auseinanderzusetzen (Quelle: Würzburger Katholisches Sonntagsblatt Nr. 5 vom 3.2.2013)

Filmbeitrag im ORF

ausführlicher Bericht


Glaubwürdigkeit, Menschennähe und Bürgerrechte

Jan 2013

Aus acht deutschen Bistümern, sowie aus Österreich und der Schweiz kamen erstmals 30 Pfarrer und Diakone und eine Pfarreileiterin in München zusammen, um ihren gemeinsamen Anliegen als Pfarrer- bzw. Pfarreiinitiativen eine Stimme zu verleihen und sich im deutschsprachigen Raum zu vernetzen.

In einer Presserklärung setzen sie sich ein für Glaubwürdikeit in der Pastoral, eine menschennahe Seelsorge und für Bürgerrechte in der Kirche.

Die Mitglieder der Pfarrer- und Pfarreiinitiativen stehen dazu, dass sie beispielsweise Wiederverheiratet-Geschiedenen die Kommunion nicht verweigern oder Christen anderer Konfessionen eucharistische Gastfreundschaft gewähren. Um einer glaubwürdigen Pastoral willen dürfe das oftmals jahrzehntelange Praktizierte nicht mehr länger nur im Verborgenen geschehen.

Sie sehen in der Schaffung pastoraler Großräume keine geeignete Antwort auf den sogenannten Priestermangel. Nicht vom Priester her seien Gemeinden zu definieren, sondern von der Vielfalt der Charismen aller Christen. Gemeinden müssen überschaubar sein, um eine menschennahe Seelsorge zu ermöglichen. Hierfür seien neue Möglichkeiten der Gemeindeleitung zu praktizieren, die nicht auf auf die bisherige Priesterrolle beschränkt sein darf.

Nicht nur völlig unzeitgemäß, sondern auch nicht im Sinne der Botschaft Jesu werden die absolutistischen Strukturen der römisch-katholischen Kirche gesehen, in denen beispielsweise ein Bischof eine unkontrollierte Machfülle besitzt. Dringend geboten seien Transparenz und Bürgerrechte, die für alle gelten.

Der dringenden Handlungsbedarf wird aktuell wieder sichtbar in der Art und Weise, wie die Kirchenleitung gegen den Sprecher der irischen Pfarrerinitiative vorgeht (s. Artikel oben). So wird auch eine Solidaritätserklärung in Kürze folgen.

Die Vernetzung untereinander soll es in Zukunft gerade in solchen Fällen Bischöfen oder vatikanischen Behörden schwerer machen, einzelne Seelsorger unter Druck zu setzen. Noch in diesem Jahr soll die Vernetzung auch über den deutschsprachigen Raum hinaus intensiviert werden.


Presseerklärung vom 25.01.2013

Jan 2013

Presseerklärung des Vernetzungstreffens der deutschsprachigen Pfarrer- und Pfarreiinitiativen am 25.01.2013 in Heilig-Geist, München

  • Wir stehen ein für ein ehrliches Wahrnehmen der Lebenssituationen der Menschen und für Glaubwürdigkeit kirchlicher Praxis. Deshalb benennen wir, was wir tun, auch wenn es im Widerspruch zu derzeitigen kirchenamtlichen Weisungen steht.
  • Die Lebendigkeit der Gemeinden vor Ort ist für uns ein großer Wert. Deshalb sind wir gegen die Schaffung großer pastoraler Räume als Antwort auf den sogenannten Priestermangel. Wir setzen uns für andere Formen von Kirchesein im Lebensraum der Menschen ein. Die Vielfalt der Charismen muss zur Geltung kommen unabhängig von Stand, Geschlecht und sexueller Orientierung. Oberstes Ziel ist eine menschennahe Seelsorge im Geiste Jesu.
  • Wir sind gegen die derzeitigen absolutistischen Strukturen in unserer Kirche und setzen uns für Bürgerrechte und Transparenz in der Kirche ein. („Ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“, Eph 2,19)

Deshalb haben wir uns im Deutschsprachigen Raum und international vernetzt, weil die Situation in der Kirche und in der Gesellschaft uns dazu drängt. Wir fordern die Bischöfe auf, sich im Sinne der Reformanliegen ebenfalls zu vernetzen.


Unterstützen Sie uns!

Wir freuen uns auf alle, die unsere Sorgen teilen und bereit sind, mit uns nach neuen Wegen zu suchen.

Schreiben Sie uns!

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